Mit Stickereien und der Herstellung von liturgischen Gewändern finanzierten die Schwestern in Bafut viele Jahre ihren Lebenshalt. Nun sind sie heimatlos und auf Nothilfe angewiesen. (Foto: Annemone Hilsenbeck)
Die Schwesternschaft Emmanuel in Bafut steht seit vielen Jahrzehnten für harte Arbeit und dienende Hingabe. Die frommen Frauen haben in jahrelangem Einsatz eine Schneiderei, eine Bäckerei, Kleinviehhaltung, Milchverarbeitung und ein Gästehaus aufgebaut. Für viele ist die Sisterhood ein Familienersatz und ein Ort der Würde und der Hingabe. Für Gäste war der Ort eine Oase des Friedens. Doch die ist nicht mehr. Eine der Verantwortlichen Frauen berichtet:
Ein Ort des Friedens – die kunstvoll gestaltete Kapelle der Schwesternschaft Emmanuel in Bafut. Wann werden die Schwestern zurückkehren können? (Foto Annemone Hilsenbeck)
„Es wurde immer schwerer für uns in Bafut. Zuerst waren die Strassen dauernd blockiert und sind es noch immer. Jede Bewegung nach Bafut und heraus wurde beinahe unmöglich gemacht. Wir konnten unseren Wagen nicht mehr benutzen, um zum Markt zu fahren. BIR Militär auf der einen und die Amba Boys auf der anderen Seite und wir mitten drin. Das andauernde Gewehrfeuer über Tage, Wochen, jetzt Monate hat viele Schwestern zermürbt, so viele Erfahrungen der Ohnmacht haben uns traumatisiert. Jedes Mal, wenn die Amba Boys auf unser Gelände kamen, wurden wir um Geld erpresst. So hatten wir in Bafut keine Zukunft. Aus diesen Gründen mussten wir unser Zuhause verlassen, was uns sehr schwer fiel. Danke für das Interesse und alle Unterstützung aus Deutschland. Bitte betet für uns. Was wir hier gerade durchmachen, ist nicht einfach.“
„Die deutsche Regierung redet immer von der Wichtigkeit der Menschenrechte, aber in Kamerun gibt es keine Freiheit.“ Mit klaren Worten kritisiert die Kamerunerin Yeye Tatah laut Deutsche Welle die Heuchelei der deutschen Politik. Deutschland müsse sofort alle Gelder stoppen, nicht länger schweigen. Europäische Länder seien in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen, statt an Ressourcen und wirtschaftlich Vorteile zu denken und einen Diktator wie Paul Biya zu stützen, sagt Tatah: „Wie können sie die Augen schließen, wenn in Kamerun jahrelang Menschen umgebracht werden?“
Frankreich hat auf Amerikas Entscheidung zur Reduzierung der Militärhilfe reagiert und erklärt, die ehemalige Kolonialmacht werde weiter im Bereich der Verteidigung mit Kamerun zusammenarbeiten. Auch von der deutschen Regierung kommen trotz intensiver Proteste und Eingaben von NGOs, Kirchenvertretern und Partnerschaftsgruppen bislang keine Signale, dass man bereit ist, den Forderungen nach Menschenrechten und Demokratie auch Taten folgen zu lassen. Trotz klarer Wahlmanipulation hat Deutschland ebenso wie die EU die von der kamerunischen Regierung erst 14 Tage nach dem Wahltag veröffentlichten Wahl“ergebnisse“ vom Oktober 2018 als „legitim und im großen und ganzen korrekt“ anerkannt. Ein Hohn.
In Bamenda heute morgen Gewehr Salven in vielen Straßen, Ähnliches wird aus Buea gemeldet. Das Militär ist unberechenbar und hat eine Ausgangssperre im Südwesten und Nordwesten verhängt. Über viele Tage hinweg können die Menschen nicht die Häuser verlassen. Depression und Verzweiflung machen sich breit, aber auch ganz elementare Not: kein Markt, keine Lebensmittel, kein sauberes Wasser.
englischsprachiger Bericht aus Kamerun über das Krankenhaus in Kumba
In Kumba (Südwest) hat nach übereinstimmenden Berichten das Allgemeine Krankenhaus (General Hospital) gebrannt, ein gut Teil ist zerstört. Zwei, nach anderen Berichten drei Patienten konnten sich nicht mehr retten und starben in den Flammen, ebenso wurden auch Autos und andere Wertgegenstände zerstört. Die Ausgangssperre über Tage zehrt an den Nerven.
Ich bin ein Bürger Kameruns aus der Nordwest-Region stammend, und arbeite seit vielen Jahren in der West-Region (frankophon).
Der Autor ist persönlich bekannt. Aus Sicherheitsgründen veröffentlichen wir keine Namen.
Ich habe Anfang Oktober 2018 meine Mutter verloren und musste deshalb mit einer Gruppe von acht Familienangehörigen nach Hause reisen, um die Formalitäten und Vorbereitungen für die Beerdigung zu erledigen. Wir waren sechs Frauen, mein Sohn und ich, den größten Teil der Strecke legten wir auf Motorrad-Taxis zurück, denn die Straßensperren waren überall, was uns zusätzliche Kosten verursacht hat.
Auf dem Weg wurden wir ständig angehalten, entweder von Amba (Unabhängigkeits-)Kämpfern, oder von Militärangehörigen der Republik Kamerun (BIR – Brigade Intervention Rapide). Wir waren überrascht vom Verhalten der beiden Streitkräfte. Während die Unabhängigkeitskämpfer uns befragten und vorwarfen, was uns denn einfiele, in solch einer unsicheren Zeit zu reisen, aber auch Orientierung wie wir am besten durch kämen, erhielten wir von den Militärs Drohungen in Form von Gewehrkugeln, die über unsere Köpfe pfiffen und immer näher kamen.
Dann wurden wir von den BIR’s angehalten und festgesetzt. Sie brachten uns in die Ndu Polizei Station und klagten uns an, wir seien Terroristen. Nachdem sie uns fünf lange Stunden festgehalten hatten, ließen sie uns endlich gehen, aber nicht, bevor ich ein Lösegeld von 30.000 CFA (20 Tagelöhne, ca 50 EUR) bezahlt hatte.
Ich weiß bis heute nicht, was aus den vier Motorrad-Taxifahrern wurde, die uns von Kumbo aus transportiert haben. Sie blieben weiter in Gewahrsam der Soldaten und Polizisten, die sich taub stellten, obwohl ich ihnen ihre Unschuld mehrfach versicherte. Unser Weg führte uns von Misaja Subdivision in die Donga-Mantung Division.
Die konsequente und breite Aufarbeitung der deutschen Kolonial-verbrechen ist überfällig. Wer die Vergangenheit verdrängt, trifft falsche Entscheidungen für Gegenwart und Zukunft. Nach wie vor gehört jedoch die koloniale Fremdherrschaft über Teile Afrikas, Ozeaniens und andere überseeische Gebiete zu einem der am meist verdrängten Kapiteln der deutschen Geschichte. Hartnäckig hält sich die Meinung, Deutschland sei nur eine kleine und harmlose Kolonialmacht gewesen.
Das trübt auch den Blick auf die
internationale Verantwortung, die uns durch unsere Kolonialgeschichte zuwächst.
Denn wie der Kolonialismus allgemein stellt auch die deutsche
Kolonialherrschaft keine historisch abgeschlossene Episode dar, sondern
hinterlässt vielfältige, globale Spuren, die noch immer wirkmächtig sind.
Ehemalige Kolonien wie Namibia
und Kamerun vermissen zu Recht ein Agieren Deutschlands, das aus dem
Bewusstsein erwächst, als Kolonialmacht zu heutigen dort herrschenden Problemen
in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik beigetragen zu haben. Hohe Summen von
Entwicklungsgeldern sind nur ein Feigenblatt, solange es kein ernsthaftes
Bekenntnis zum Völkermord an den Herero und Nama gibt oder sich Deutschland
angesichts des sich aufschaukelnden frankophon-anglophonen Konflikts
in Kamerunbedeckt hält.
Der Afrika-Beauftragte der
Bundesregierung sprach jüngst in einem Interview gar von der vermeintlich
zivilisierenden Wirkung des Kolonialismus auf Afrika. Dabei bediente er
Vorurteile, die unser Denken über die Kolonisierten prägen.
Junge Männer zwischen 14 und 24 Jahren haben in Kamerun derzeit das höchste Todesrisiko. Es sind nicht Drogen oder Verkehrsunfälle, die ihnen das Leben nehmen, sondern das kamerunische Militär. Wird irgendwo ein Stützpunkt der Unabhängigkeitskämpfer vermutet wie hier in Bafut (Nordwest-Provinz) bei Bamenda, wird jeder junge Mann, der sich in der Gegend aufhält, kurzerhand zum Terroristen erklärt. Nach der Ermordung werden den Unglücklichen oft Gewehre in die Hand gelegt, um die Toten mitsamt ihrer vermeintlichen Waffen wie eine Siegestrophäe zu präsentieren. Die Bilder werden vom Militär in Umlauf gebracht, um den Kampfeswillen der Unabhängigkeitsbewegung zu brechen. Doch das Gegenteil wird erreicht. Jeder Tote radikalisiert weitere junge Männer. Gewalt gebiert neue Gewalt. Ein Krieg ohne Aussicht auf ein Ende.
Sitzt in Untersuchungshaft: Maurice Kamto von der Bewegung für die Renaissance Kameruns (MRC)Foto: reuters
COTONOU taz | „Niemand kann
ihn zu Gesicht bekommen“, so lautet am Dienstagmittag die Nachricht eines
Parteigenossen von Maurice Kamto, der vergangenes Jahr dem kleinen
Wahlkampfteam des kamerunischen Oppositionsführers angehört hat. Vermutlich hat
er die Mitteilung vorsichtig in einem unbeobachteten Moment getippt. „Wir
sitzen beide in Untersuchungshaft“, schickt er wenig später eine weitere knappe
Mitteilung. Um die 50 Personen seien aktuell inhaftiert. Danach dringen keine
Informationen mehr nach draußen.
Mit der Verhaftung von Maurice Kamto hat die politische Krise
nach Kameruns Präsidentschaftswahl vom 7. Oktober einen neuen
Höhepunkt erreicht. Am Montagabend wurde der 64-Jährige in der Hafenstadt
Douala festgenommen. Er hielt sich im Haus von Albert Dzongang, selbst
zweimaliger Kandidat und mittlerweile Kamtos Unterstützer, auf. Berichten
zufolge gab es ein massives Polizeiaufgebot, bis er gegen 20 Uhr abgeführt
wurde. Er soll in die Hauptstadt Yaoundé gebracht worden sein.
Das ist die Reaktion der Regierung auf die Proteste vom vergangenen Samstag. Kamtos
Partei, die Bewegung für die Renaissance Kameruns (MRC), hatte zu
diesem Termin wie bereits wiederholt zuvor zu Demonstrationen aufgerufen. Denn
er, der bekannteste Oppositionspolitiker des 25-Millionen-Einwohner-Landes,
sieht sich und nicht den seit 1982 regierenden Präsidenten Paul Biya als wahren
Sieger der Wahl vom Oktober.
Das hatte Kamto damals schon keine 24 Stunden nach Schließung
der Wahllokale verkündet und von einem „klaren Mandat“ gesprochen. Es war
jedoch eine kleine Feier gewesen, vor ein paar Dutzend Journalisten und
Parteimitgliedern. Autokorsos oder Straßenumzüge hatte es nicht gegeben. In den
offiziellen Ergebnissen erhielt der einstige UN-Mitarbeiter, der auch jahrelang
unter Paul Biya gearbeitet hatte, dann lediglich 14,23 Prozent.
Am Samstag schien die Mobilisation zu gelingen. In gleich fünf
Städten wurde demonstriert, was Kameruns Behörden offenbar Angst
machte. 117 Personen wurden festgenommen. Samira Daoud, stellvertretende
Leiterin für West- und Zentralafrika der Menschenrechtsorganisation Amnesty
International, forderte am Montagabend: „Die Behörden müssen die Verhafteten
unverzüglich und bedingungslos freilassen. Niemand darf verhaftet werden, nur
weil er seine Meinung äußert.“
Schüsse sollen gefallen sein
Laut Amnesty sollen Demonstrationsteilnehmer geschlagen worden
sein, auch Schüsse wurden offenbar abgefeuert. Regierungssprecher René Emmanuel
Sadi hat die Anschuldigungen jedoch zurückgewiesen.
Mehrere Oppositionspolitiker Kameruns solidarisieren
sich mit Maurice Kamto. Über Twitter kritisierte Jurist und
Menschenrechtsexperte Hilaire Kamga die Entwicklung scharf. Sie sei eine neue
Provokation des „illegitimen Regimes von Yaoundé“. In einem weiteren Schreiben
forderte er alle Bürger auf, mobilisiert zu bleiben. „Zusammen werden wir
gewinnen.“
Akéré Muna, der einen Tag vor der Wahl im Oktober seine
Kandidatur zurücknahm, und zur Wahl Kamtos aufrief, sagte, die Regierung würde
beim Versuch, ihre Stärke zu zeigen, stattdessen Schwächen aufdecken. Sie würde
ein Land verwalten, das auf den Aufstand zusteuert, prophezeit der Jurist.
Die Botschaft der Republik Kamerun in Berlin-Westend ist in
der Nacht zum Sonntag analog zur kamerunischen Botschaft in Paris besetzt
worden. „Etwa zehn Personen drangen in das Gebäude ein und stellten politische
Forderungen“, sagte ein Sprecher der Polizei am Morgen. Dabei kam es auch zu
Beschädigungen in dem Gebäude. Die Polizei rückte mit einem großen Aufgebot in
der Ulmenallee an und versuchte, die Menschen aus der Botschaft zu bringen. „Zu
den Hintergründen können wir noch nichts sagen. Das müssen wir uns noch genauer
ansehen“, sagte der Sprecher weiter. Verletzte habe es bei dem Einsatz bislang
nicht gegeben, hieß es. Der Einsatz laufe noch. (dpa)
Hintergrund der Botschaftsbesetzungen ist die von Diktator
Paul Biya verlorene Präsidentschaftswahl vom Oktober 2018. Im Zusammenhang mit
Demonstrationen in vielen großen Städten Kameruns wurde Ende Januar der
Oppositionsführer und eigentliche Wahlgewinner Maurice Kamto verhaftet.
25. Januar in Mpondu Balong Muyuka. Die jungen Männer haben
Fußball gespielt. Das Militär hat sie umzingelt und erschossen. Keiner
überlebte das Massaker.
Es häufen sich Meldungen, dass das kamerunische Militär
gezielt junge Männer erschießt. Manche Berichte sprechen davon, dass die
Soldaten Anweisung haben, alles, was männlich ist und älter als 12 Jahre, zu
töten. In einem Dorf wurde ein Mädchen von Kugeln getroffen. Auf die
verzweifelte Frage, warum die Soldaten auf Mädchen schießen, erhielt man zur
Antwort: „es hat doch ein rotes Shirt getragen, und die Amba Boys tragen rote
Shirts.“
Die offiziell von UN OCHA erhobenen Zahlen per 31.12.2018 zu Kamerun:
3,700 unbegleitete oder von Eltern getrennte Kinder benötigen Hilfe und Psycho-soziale Unterstützung 40% aller Kliniken und Gesundheitszentren im anglophonen Kamerun können derzeit keine Impfungen vornehmen 85% der Geburten geschehen ohne jede Unterstützung 4 Mio Menschen betroffen 1,3 Mio Menschen in Not 160.000 Menschen akut betroffen durch Tod, Verletzung, Verlust 437.500 Binnenflüchtlinge ohne Dach über dem Kopf 500.000 Menschen in Notbehelfsunterkünften 330.000 Menschen zusätzlich auf Hilfe angewiesen
Der Bericht ist detailliert und lohnt zu lesen. Leider bislang nur in englischer Sprache verfügbar:
Erst im neuen Jahr konnte im Kumbo jetzt der Trauergottesdienst für die Todesopfer abgehalten werden, die Anfang Dezember bei einer „Säuberungsaktion“ des kamerunischen Militärs ums Leben gekommen waren einschließlich eines kamerunischen Priesterschülers. Hier der Youtube-Videobericht in englischer Sprache.
Angehörige der Armee brennen seelenruhig Häuser nieder. Menschen, die sich ihnen entgegenstellen und das Abbrennen oft in mühsamer jahrelanger Arbeit aufgebauter Farmhäuser verhindern wollen, werden mit dem Gewehr im Anschlag empfangen.
Landwirte und Gemüsefarmer in Kuke Mbomo, einer Stadt in Mbonge County, wurden heute morgen von der Armee gestoppt und brutal erschossen, als sie auf dem Weg zu ihrem Farmland außerhalb des Ortes waren. Das Töten unschuldiger Bürger durch das Militär geht ununterbrochen weiter, niemand scheint es zu kümmern. Die Vereinten Nationen lassen sich noch immer vom 85-jährigen Präsidenten Paul Biya mit der Erklärung beruhigen, es handele sich „um eine interne Angelegenheit Kameruns“.
Wo der Jahreshöhepunkt der Kinder, das Kindergottesdienst-Fest im Januar stattfinden konnte, waren die Kinder und ihre engagierten Helferinnen und Helfer im Glück. Ein Zeichen des Friedens inmitten von Bedrohung und Gewalt. In vielen Gemeinden musste es dieses Mal leider aus Sicherheitsgründen ausfallen. Die Kinder proben oft monatelang ihren Auftritt in Schauspiel, Tanz und dem Vortragen von auswendig gelernten Bibelsprüchen.
Wenige Menschen wie Julia Kaiser haben die Gabe, einen komplexen Sachverhalt auf einer Seite so anschaulich darzustellen, dass er verständlich wird. Sie hat selbst als junge Freiwillige ein Jahr in Kamerun gelebt. Die Berichte haben sie so berührt, dass sie die Herausforderungen unserer Partner dort mit spitzem Bleistift auf den Punkt brachte. Sehenswert!
Nach einer kurzen Online-Pause finde ich heute 04.01.2019 diese
erschütternde Meldung aus Bafut vor, bezeugt vom Bruder des Getöteten, der sich
in Deutschland aufhält:
„Am 30. Dezember, Sonntagmorgen, als die noch nicht
geflohenen Bafuter auf dem Weg zur Kirche waren, hörte man Schüsse. Es
waren schwer bewaffnete Gendarmen des Kamerunischen Militärs,
anscheinend auf der Suche nach Rebellen (Amba boys). Alles floh, die
Gendarmen umstellten ein Haus im Nfornsoh-Compound. Die älteste Tochter wurde
angewiesen, alle Waffen aus dem Haus zu holen, doch da waren keine.
Anschliessend stürmten die Gendarmen das Haus, brachen alle Türen auf und
fanden nichts. Der Bruder hatte sich im Dachboden versteckt.
Es war klar, dass er noch irgendwo im Haus war, und er wurde
gefunden.
Dann schleppten sie ihn hinaus, schlugen ihn und machten ihn mit Schüssen in den Oberarm sowie ins Bein bewegungsunfähig. Der dritte Schuss war tödlich. Die Leiche wurde mit einer unbekannten Substanz eingesprayt, man platzierte einige seiner Schreinerwerkzeuge daneben, machte eine Foto und verschwand. Die Familienangehörigen, auch Kinder, waren Zuschauer. Heute war die Beerdigung.“
Mehr als 20 Pfarrer, Diakonissen und Priester sind im Bürgerkrieg um das Anglophone Kamerun bereits ums Leben gekommen. Unzählige Pfarrhäuser wurden von der Armee abgebrannt, selbst Kirchengebäude, Krankenhäuser oder Fons-Paläste sind nicht sicher. Während solche eklatanten Verletzungen der Menschenrechte passieren, behauptet Präsident Paul Biya noch immer, es handele sich „um eine interne Angelegenheit“
Merry Christmas to you all. Frohe Weihnachten Ihnen allen!
Dikome Balue am 25. Dezember 2018, Weihnachtsgruß von Dekan Njasomo
Die Umstände sind nicht einfach für uns in Dikome Balue (Südwest-Provinz
Kamerun) und für den ganzen Kirchenbezirk Dikome (Partnerbezirk zu Kirchenkreis
Lörrach/Markgräfler Land). Es tut mir leid, dass ich mich nicht früher melden
konnte, ich wurde jüngst zweimal attackiert. Auch das Dekanatsbüro in Dikome
Balue und alle Häuser wurden von Kameruns Militär heimgesucht. Nicht genug,
wurden der Finanzchef des Kirchenbezirks und ich von den Separatisten entführt,
in den Busch gebracht und später freigelassen. Beides mal wurden uns die
Mobiltelefone weggenommen und weitere Wertsachen geklaut. Den ganzen Oktober
war ich im Regenwald, um den Christen dort beizustehen. Die Lage für die
Zivilbevölkerung ist schrecklich. Viele Geschichten sind so unappetitlich, dass
man sie gar nicht erzählen kann. Gottseidank sind einige von uns am Leben, so
dass die Erlebnisse nicht verloren sind. Letzten Sonntag kam ich vom Regenwald
zurück. Zugang zu Medikamenten oder ärztlicher Hilfe ist für die meisten
Menschen hier praktisch unmöglich. Keine Handys oder das Netzwerk funktioniert
nicht, Motorrad-Taxis sind verbrannt oder gestohlen, jedenfalls nicht
erreichbar in so entlegenen Gegenden wie unserer. Eine große Zahl älterer
Menschen sind gestorben in den letzten Monaten wegen mangelnder medizinischer
Versorgung, immer mehr Dörfer werden eingeäschert. Wertvolle Dokumente wie Personalausweis
und Geburtszertifikat sind einfach verbrannt, so dass viele nicht mehr im Land
reisen geschweige das Land verlassen können. Damit überhaupt Nahrungsmitteltransporte
oder einige Medikamente transportiert werden können, müssen wir oft stundenlang
mit den Militärs verhandeln. Sie behandeln uns, als ob wir mit den Separatisten
unter einer Decke steckten. Es leben keine Zivilisten mehr in den Dörfern von
Dikome Balue, nur das Militär. In anderen Dörfern kehrt allmählich der Alltag
wieder ein, manche Gegenden sind ruhig. Aber das kann morgen schon wieder
anders sein.
Möge das neue Jahr Euch Glück bringen und mögt Ihr reich und
satt sein. Ich übersende die herzlichsten Grüße der Christen aus Dikome Balue,
sie leben im Regenwald und oben in den Bergen. Leben im Urwald – das musst Du
erst einmal erlebt haben. Das ist Gemeinschaft pur, jeder ist auf den anderen
angewiesen. Aber die traurige Wahrheit ist, dass jetzt die dritte Welle von
Militaristen von Jaunde in unsere Dörfer geschickt wurden, und die Häuser nach
Wertvollem durchsucht haben. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, haben
sie mitgenommen. Das ist wirklich erschütternd.
Etwa 20 Militärs wurden letzten Sonntag bei Munyenge
getötet. Heute morgen gegen 8.30 Uhr hat das Militär Owe passiert, unsere
Christen sind alle wieder in den Regenwald geflohen. Denkt an uns, wenn Ihr den
Neujahrs-Gottesdienst feiert.
@chrda_africa is wishing a joyful celebration of Christmas to partners, friends and particularly to Victims of Anglophone crisis in Cameroon pic.twitter.com/9RDgQ6QWyg
— Centre for Human Rights and Democracy in Africa (@chrda_africa) December 25, 2018
Eklatante Menschenrechtsverletzungen schildern Augenzeugen in Menchum/Nordwest Kamerun. Diese Berichte bilden die Situation in fast allen Landesteilen des englischsprachigen Kamerun ab. Aus ganz verschiedenen Regionen erreichen uns regelmäßig Berichte, aus denen deutlich wird, dass die kamerunische Armee überall mit derselben menschenverachtenden Brutalität gegen die eigene Bevölkerung vorgeht.
Organisieren Sie in der Adventszeit ein Friedensgebet für Kamerun. Danke für Idee und Vorlagen aus dem Bistum Limburg und von der Basler Mission Deutschland.
Vergangene Woche sind mehr als 200 Marktstände auf dem Central Market in Bamenda (NW Kamerun) abgebrannt. Ein elektrischer Defekt wird vermutet, aber auch Brandstiftung kann nicht ausgeschlossen werden. Mehr als 200 Marktbeschicker (meist Frauen und ihre Großfamilien) stehen wirtschaftlich vor dem Nichts.
Menschen der Hoffnung werden in Kamerun einfach umgebracht. Ein Bischof steht jetzt auf dagegen. Wenn viele ihm beistehen, kann sich etwas zum Guten wenden. Und das hat Kamerun dringend nötig.
Heute 22.11.2018 wieder Berichte über mehr als 30 tote Unabhängigkeitskämpfer in Nordwest Kamerun, Mayo Binka area bei Nkambé. Schreckliche Bilder aus Bali und Kumfutu von toten jungen Männern, so viel Hoffnung, so viel Leben zerstört! In Kumba Meme District vorgestern 9 Schüler und ein Lehrer entführt, in Buea am Montag mehrere Universitätsprofessoren entführt. Wo das Militär auf Separatisten trifft, wird kurzer Prozess gemacht. Die kamerunische Armee stellt Bilder von toten jungen Männern in FlipFlops ins Netz und behauptet, die hätten gegen das Militär gekämpft. Die Wahrheit stirbt in Kamerun schon lange, jetzt hungern immer mehr Menschen in diesem eigentlich so fruchtbaren und schönen Land, wo niemand hungern müsste: „wir weinen, wir sterben, niemand sieht es“
Der katholische Priester Rev. Fr. Cosmas Oboto Ondari starb am Mittwoch Nachmittag in Kembong, Diözöse Mamfe, laut Augenzeugenberichten vor seiner Kirche im Kreuzfeuer kamerunischer Soldaten. Cosmas Oboto Ondari wurde 33 Jahre alt. Er war im April mit Geflüchteten nach Kembong zurückgekehrt, nach dem im Dezember 2017 viele Häuser vom Militär niedergebrannt worden waren. Mit Rev Ondari starb Mr. Johnson Ndip Nchot, nur wenige meter von Rev. Ondari entfernt. Friede ihren Seelen.
Anfang Juni 2018 wurden über 60 Dörfer gezählt, die vom kamerunischen Militär angezündet worden sind, immer wieder verbrannten Alte und Schwache bei lebendigem Leib. Inzwischen hat sich die Zahl mehr als verdoppelt, eine Liste von Mitte November nennt 125 Namen von Dörfern und Städten, in denen Häuser angezündet wurden. O God have mercy.
Es sollte ein Telefoninterview werden wie andere auch. Doch was Elisa Rheinheimer-Chabbi heute erlebte, als sie mit einem Pfarrer in Kamerun sprach, wurde zum Dokument der Verzweiflung. Es zeigt, wie fatal sich falsche Hilfe aus Deutschland auswirken kann. Reverend James Gong hat Todesangst. In seinem Land herrscht Bürgerkrieg: »In den Augen unserer Regierung sind wir nicht länger Menschen.«
Reverend James Gong ist Pfarrer in Kamerun. Mit seiner Familie lebt er im Westen des Landes, in dem Ort Ndop. Am Mittwoch, 14. November, ist er mit Publik-Forum zu einem Telefonat verabredet, um über die Situation in seiner Heimat zu berichten, die sich immer mehr zuspitzt. Eine Telefonverbindung kann nicht aufgebaut werden, und so sende ich Fragen per WhatsApp und James Gong, der eigentlich anders heißt, beantwortet sie in Echtzeit schriftlich und per Sprachnachricht. »Wir sind unter Beschuss« ist das Erste, was er sagt. »Jetzt gerade.«
Publik-Forum.de: Herr Gong, wo sind Sie gerade?
James Gong: Ich bin in meinem Haus, das kann ich schon seit Tagen nicht mehr verlassen. Ich liege hier auf dem Boden während wir sprechen, denn draußen fallen Schüsse. Es gibt genug Menschen, die sogar in ihrem Haus getötet wurden von Gewehrkugeln. Deshalb liege ich.
YAOUNDE. Eine Woche nach ihrer Entführung sind auch die letzten vier der mehr als 80 von Rebellen verschleppten Schüler und Lehrer in Kamerun wieder frei.
Die beiden 11 und 17 Jahre alten Schüler sowie ein Lehrer und der Schulleiter seien in Sicherheit, erklärte der Vorsitzende der presbyterianischen Kirche Kameruns, Samuel Fonki Forba, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Die Schüler und Lehrer waren in der Nacht zum 5. November aus einer weiterführenden Schule der Kirchengemeinschaft in Bamenda im Nordwesten Kameruns entführt worden. Die Kirche hatte daraufhin ihre Schulen in der Region aus Sicherheitsgründen geschlossen. Die meisten Geiseln wurden nach zwei Tagen freigelassen.
Die Behörden vermuten Separatisten der englischsprachigen Minderheit Kameruns hinter der Entführung. Die Mehrheit der 23 Millionen Kameruner spricht französisch. In den vergangenen Jahren hat sich in der englischsprachigen Minderheit im Grenzgebiet zu Nigeria eine gewalttätige Separatistenbewegung gebildet.
Du Gott des Friedens, so viel Blut und Tränen wurden und werden in diesen Tagen in Kamerun vergossen – auch in unserem Partnerbezirk in Bali. Wehre doch dem Töten und Zerstören. Schenke Gedanken des Friedens und der Versöhnung in die Herzen und Sinne der verfeindeten Parteien.
Du Gott der Liebe, dir sei Dank, dass die 80 entführten Schülerinnen und Schüler aus Nwen/Bamenda wieder frei sind. Lass auch den Schuldirektor und Lehrer von Ngwen und die entführten Schüler und Lehrer aus unserem Partnerbezirk Bali bald frei kommen und heile die Wunden an Leib und Seele.
„Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet (Jes. 66,13)“ so versprichst du uns durch deinen Propheten Jesaja. Tröste all diejenigen, die Angehörige und Freunde in diesem Konflikt verloren haben. Lass sie die Hoffnung auf eine friedliche Beilegung des Streits nicht aufgeben. Stärke unsere Schwestern und Brüder in unseren Partnerbezirken und den Kriegsgebieten – erhalte ihnen und uns den Glauben und die Hoffnung.
Quelle: Pfarrer Rolf Bareis, Sontheim/Brenz
Der Dekan des Heidenheimer Partnerbezirks Bali-Nyonga hat geschrieben, dass auch aus dem Internat in Bali „CPC Bali“ Schüler und ein Lehrer entführt worden seien… …die haben es nicht in die Nachrichten geschafft. Sie sind nach unseren Informationen auch noch nicht befreit. Dekan Anjoambom schreibt: „Shooting is still going on. Christians cannot return (Anm.: wer in größere Städte fliehen konnte ist weg aus Bali, das inzwischen fast einer Geisterstadt gleicht). CPC Bali was involved in the kidnapping too as some students and a teacher of CPC were kidnapped. We are just surviving in the middle of heavy gunshots and only trusting in God. We thank you people for the prayers and concerns. We only pray that this war should end fast as children can not even go to school. It is very worrying and we are like helpless now. God should protect us and our children…“ Was sich auf der Straße bewegt wird unter Beschuss genommen, sowohl von den Soldaten der Kameruner Armee als auch den Separatisten (die keine einheitliche Größe sind, sondern mindestens 6 verschiedene Organisationen). Inmitten des Kugelhagels und der Zerstörung harren unsere Kolleginnen und Kollegen aus und versuchen den Menschen Trost und Hoffnung zu geben.
Täglich hören wir von andauernden Kämpfen und unmotivierten Schießereien auf Straßen, in Dörfern und Städten in Southwest und Northwest Cameroon. Die Kämpfe der kamerunischen Armee gegen die Anglophone Zivilbevölkerung gehen offenbar unvermindert weiter.
Die Evangelische Kirche in Baden (EKIBA) hat auf die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung in Kamerun mit einer deutlichen Stellungnahme und Pressemitteilung reagiert. Landesbischof Cornelius-Bundschuh betont die Mitverantwortung der Gesellschaft und Regierung von Deutschland und Frankreich für die englisch Sprechende Minderheit in Kamerun. „Wer will, dass die Menschen in Kamerun in Frieden leben können, muss den Dialog fördern“, so der badische Landesbischof. Lesen Sie den ganzen Text:
Aufatmen am Morgen. Heute früh um 6 Uhr kam die erlösende Nachricht, dass alle Schülerinnen und Schüler einschließlich des Fahrers befreit sind! Der Schuldirektor und ein Lehrer sind jedoch noch in der Hand der Entführer, deren Identität bis jetzt nicht geklärt ist. Es wird dazu aufgerufen, für die beiden zu beten. Die Schüler werden in Bamenda betreut.
In der ARD wird der Moderator der PCC, Rt. Rev. Samuel Fonki Forba, mit den Worten zitiert: „Die Kirche werde ihre Schulen in der Region aus Sicherheitsgründen bis auf weiteres schließen. Wir haben die Eltern angerufen und ihnen gesagt, dass sie ihre Kinder jetzt wieder nach Hause mitnehmen können.“ Das bedeutet einen weiteren Rückschlag im Bemühen der kirchlichen Schulen im Anglophonen Kamerun, den Kindern und Jugendlichen trotz der politischen Krise eine gute Schuldbildung zu ermöglichen. Kinder, die seit über zwei Jahren nicht zur Schule gehen können und Jugendliche, denen damit der Zugang zu den Abschlussprüfungen und zur Universität verwehrt ist, gehören zu den am nachhaltigsten Betroffenen Opfern dieses unsäglichen Bürgerkriegs.
Message des Moderators:
„Praise God 78 children and the driver have been released. The Principal and one Teacher are still with the kidnappers. Let us keep praying. For now we still do not know the kidnappers until we interview the students.“
Wer sind die Täter?
Dazu gibt es im Netz eine intensive Diskussion. Die Regierung schiebt die Schuld auf die Separatisten, die Separatisten verdächtigen die Regierung. An Spekulationen beteiligen wir uns nicht. Doch es scheint überlegenswert, was eine reflektierte Stimme aus Kamerun dazu sagt:
„Die gesamten Umstände der Entführung lassen eigentlich nur eine Schlussfolgerung zu. Der kamerunische Staat mit seinen Sicherheitskräften war entweder direkt oder indirekt an der Entführung beteiligt. Schauen wir uns die Verhältnisse in Bamenda an:
Die Schule wird wie alle anderen Internatsschulen permanent durch die Armee bewacht
Die ganze Stadt ist voll mit Armee, Gendarmerie und Polizei
Es gibt über das gesamte Stadtgebiet Kontrollpunkte der Armee, insbesondere an den Einfallstraßen
Es gibt eine nächtliche Ausgangssperre
Für die Entführung einer solchen Größenordnung bedarf es einer gut geplanten Logistik inklusive große Busse oder LKW
Unter diesen Umständen ist es eher unwahrscheinlich, dass lokale Amba Boys zu solch einer Aktion in der Lage sind. Ein Schulgelände ist relativ abgeschottet, dennoch scheint es kaum möglich, 80 Menschen unbemerkt zu entführen. Ein pikantes Detail ist das Video der ersten Entführung vom 31.10. Der Entführer spricht ein sehr schlechtes Pidgin Englisch mit französischen Akzent. Der Blogger Boris Bertold identifizierte den Mann als einen Angehörigen der Armee aus der Centre Region.“ Sein Name wird mit Mr. Mveng Armel Rostand angegeben.
Alle große Medien berichten von der Entführung von 79 Studierenden und 3 Lehrern der PSS Ngwen in Bamenda. Die Kirchenleitung unserer Partner PCC (Presbyterian Church in Cameroon) bestätigt, mit den Entführern in Kontakt zu sein. Augenblicklich versucht man, eine Namensliste der Entführten zusammen zu stellen. Vollkommen unklar ist, um wen es sich bei den Entführern handelt. Zugleich ist es unstrittig, dass in der Vergangenheit erheblicher Druck von den ambazonischen Unabhängigkeitskräften ausging, um Schulbesuch zu verhindern und den zweijährigen Schulstreik aufrecht zu erhalten. Von Seiten der Kirchenleitung werde man alles tun, um die Kinder und Lehrer zu befreien, heißt es. Wir denken an die Betroffenen, an die Eltern und Geschwister und an unsere Partner in der PCC. Mein Gott, warum?
Ein sogenannter „Ambazonische Regierungsrat“ hat sich umgehend von der Entführung distanziert. Die Gruppe von Exil-Kamerunern, die in Ohio USA ihren Sitz hat, ist allerdings nur eine von sieben Diaspora-Gruppen, über die nach Insider-Informationen die „Amba-Kämpfer“ oder „Amba-Boys“ im Anglophonen Kamerun gesteuert werden. Nach anderen Informationen stecke die kamerunische Regierung hinter der Entführung, habe sie aber den Amba Boys in die Schuhe geschoben, nur um jetzt um so entschlossener gegen sie vorgehen zu können. Spekulationen, wilde Gerüchte – all das hilft weder den Eltern noch den Betroffenen. Die Bundesregierung sollte alles dafür tun, damit Frankreich und Großbritannien ihren Einfluss auf den scheinbar demokratisch gewählten Paul Biya geltend machen, um den Anglophonen Konflikt zu beenden und die Menschenrechte in ganz Kamerun wieder zu etablieren.
Die Not im Anglophonen Kamerun ist weiter sehr groß. Die Basler Mission 21 ist gemeinsam mit den Kirchen und fünf weiteren NGOs in Kamerun engagiert, viel Not konnte bereits gelindert werden. Doch die Herausforderung ist groß. Noch immer kommen neue Flüchtlinge in die Behelfslager, weil ihr Dorf abgebrannt wurde oder das Militär ihnen zusetzt.
Zum NOTHILFE-Projekt Kamerun schreibt der Leiter der Internationalen Beziehungen von Mission 21 in Basel, Jochen Kirsch:
Nach intensiven Vorbereitungen haben wir ein umfassendes ökumenisches humanitäres Hilfsprogramm zur Unterstützung der notleidenden Bevölkerung im anglophonen Kamerun gestartet. Die Kirchen nehmen in diesem Konflikt eine zentrale Rolle ein: Sie sind für beide Konfliktparteien eine wichtige und unüberhörbare Stimme in der Anwaltschaft für die Wahrung der Menschenrechte und als Mahner für die Wiederherstellung einer Gesellschaftsordnung in Kamerun, die geprägt ist von der Suche nach Frieden in Gerechtigkeit. Sie sind allseits anerkannte Mittler zwischen den Konfliktparteien. Wir wollen die großen Kirchen Kameruns in dieser wichtigen Aufgabe nicht alleine lassen!
Vor diesem Hintergrund hat die Basler Mission 21 in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen (UNOCHA), der PCC, der katholischen Kirche, dem Verband baptistischer Kirchen (Cameroon Baptist Convention, CBC) sowie weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen ein ökumenisches Nothilfe und Wiederaufbauprogramm in Kamerun lanciert (Ecumenical Relief and Rehabilitation Programme: ERRP), um der notleidenden Bevölkerung umfassende und nachhaltige Hilfe zu leisten. Damit wird das kirchliche Engagement professionalisiert, Einzelaktionen werden zu einem synergetischen Ganzen ergänzt und koordiniert, und es wird sichergestellt, dass Hilfe jenseits konfessioneller oder religiöser Zugehörigkeiten nachhaltig dort ankommt, wo und wie sie am meisten gebraucht wird.
Basler Mission – Deutscher Zweig e.V.
Mitglied in der Evangelischen Mission in Solidarität e.V.
Vogelsangstr. 62
70197 Stuttgart
Kamerun Partnerschaftskoordinator
Pfr. Johannes Stahl
Tel.: +49 711 636 7825
Fax: +49 711 636 2005 stahl@ems-online.org
Was das für die Bevölkerung bedeutet, zeigt ein Bericht aus zuverlässiger Quelle über ein längeres Telefongespräch mit einer Freundin in Kumbo. Sie sagt:
Nach der Wahl verschlechtere sich die Situation weiter, denn seit über 3 Wochen sind alle Straßen blockiert. Es fahren weder Autos noch Bikes. Deshalb werden die Lebensmittel in Kumbo knapp und die Preise steigen täglich. Die einzigen verfügbaren Lebensmittel müssten aus den Dörfern über Schleichwege getragen werden. Ein Sack Reis koste mittlerweile 22.000 CFA (34 € – aber der Tageslohn eines Arbeiters liegt bei gerade einmal 1.500 CFA). Das Militär kontrolliere die Wassertanks und die Marktstände und würde täglich nur 1 bis 3 Stunden erlauben, dass man an Wasser oder Nahrungsmittel komme. Generell habe man in Kumbo jeden Tag Angst auf der Straße erschossen zu werden, deshalb gehe man nur raus, wenn unbedingt nötig. Auch die Farmen werden nicht mehr bestellt.
Sehr engagierte und gut informierte Redner*innen wie Uwe Kekeritz, Thorsten Frei, Dr Christoph Hoffmann, Kathrin Vogler haben Wesentliches auf den Punkt gebracht. Doch die Bundesregierung und die Abgeordneten werden an ihren Taten gemessen werden. Und davon war bei den Regierungsparteien herzlich wenig die Rede . Dass Günter Nooke alle drei Jahre dem kamerunischen Präsidenten die Hand schüttelt und sich um den kulturellen Beitrag der Chiefs & Nobles in Kamerun bemüht, das reicht einfach nicht!
share, register and come along. WE ARE TOGETHER. Seminar/Workshop Saturday 13th October 10 am Stuttgart Waldkirche Am Kraeherwald. Saturday 14th October 11 am Stuttgart Waldkirche
…doch das offizielle Wahlergebnis wird erst in 14 Tagen bekannt gegeben. Auffallend oft liegt auf den abfotografierten Wahlergebnissen einzelner Bezirke ein Kandidat vorn: Maurice Kamto (MRC)
In einem Wahlbezirk von Yaounde ist das Rennen knapper, aber auch da liegt Kamto klar vorn:
Leider schlecht recherchiert und wertvolle Sendezeit vertan. Dabei wäre es für einen Öffentliche-Rechtlichen wie ARD so einfach, über zahlreiche gut informierte Partner und NGOs in Deutschland so viel Hintergrund mitzunehmen, dass eine Reise nach Kamerun zu tiefgründigem Hintergrund und Interviews führt. Das kann das ZDF eindeutig besser.
Bei der Präsidentschaftswahl in Kamerun am kommenden Sonntag greift Paul Biya, seit 36 Jahren im Amt, erneut nach der Macht. Wirtschaftskrise, Massenflucht und ein Rebellenkonflikt lähmen das westafrikanische Land. Der greise Präsident ist für viele in der Bevölkerung ein Teil des Problems.
The African Network in Germany (TANG) – Das Afrika-Netzwerk in Deutschland unter Vorsitz von Dr. Sylvie Nantcha und die Basler Mission Deutschland (BMDZ) haben einen Apell geschickt an den Afrika-Beauftragten der Bundesregierung, Günter Nooke, an den Regionalbeauftragten für Subsahara-Afrika und Sahel des Auswärtigen Amtes und an Anette Widmann-Maunz, Staatsekretärin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Hier das Schreiben im Wortlaut:
Am 11. Oktober ist die Kamerunkrise endlich Thema im Deutschen Bundestag. Ein Schimmer Hoffnung – nach einer großen Kraftanstrengung von Misereor, Brot für die Welt, Basler Mission und anderen ist die Krise der Anglophonen im Bundestag angekommen. Danke Fraktion Bündnis90/Die Grünen und FDP. Darüber sprechen ist der Anfang, konkrete Hilfe für die anglophone Bevölkerung und wirtschaftliche Sanktionen für ein korruptes Regime in Kamerun müssen folgen
Der Partnerschaftsausschuss vom Kirchenkreis (Dekanat) im hessischen Witzenhausen / Hessisch-Lichtenau hat durch die Bezirkssynode eine Resolution zur Krise in Kamerun verabschiedet. Es ist zu wünschen, dass viele Kirchenkreise in Deutschland diesem Beispiel folgen
Ein lesenswertes Interview der BZ (Badische Zeitung) mit dem Partnerschaftsexperten und Landeskirchlichen Beauftragten für Mission und Ökumene in Südbaden, Pfarrer Eberhard Deusch
Der Moderator der PCC verfügt als Präsident des Kirchenbundes in Kamerun über eine gewichtige Stimme. Nun ist es Rt. Rev. Samuel F. Forba gelungen, die Katholische Kirche und den Muslimischen Bund in Kamerun an einen Tisch zu bekommen. Als die religiösen Führer Kameruns repräsentieren sie eine große Mehrheit der kamerunischen Bevölkerung, die nur eines möchte: Frieden und Gerechtigkeit. Der Druck auf Paul Biya im Land ist groß, aber auch die internationale Gemeinschaft, allen voran Frankreich, muss jetzt zusammen stehen und die kamerunische Regierung zu Frieden und Gerechtigkeit verpflichten.
Am 17. September 2018 sind mehrere gepanzerte Militärfahrzeuge auf den Platz vor dem Palace gefahren, nachdem sie das geschlossene Gate (Eingangstor) zerstört hatten. Nach Schüssen in die Luft sind Uniformierte in den Palast vorgedrungen und haben mehrere Gebäude beschossen. Auf den Bildern sind klar die Einschüsse an Mauern und Dächern zu sehen. Die Bilder vom Inneren einiger Frauenhäuser zeigen, dass von aussen durch die geschlossenen Türen geschossen wurde. Glücklicherweise waren keine Opfer zu beklagen. Am 18. September hatte ich früh am Morgen ein Telefongespräch mit dem Fon. Er bestätigte, was die Bilder zeigen.
Ein beeindruckendes Zeugnis davon, was die junge Generation im Anglophonen Kamerun sich wünscht: Hört auf mit Waffen, Gewalt und sinnlosem Blutvergießen: redet, redet, lasst uns reden und in Frieden miteinander leben.
Das Video enthält authentische Bilder von Opfern der Gewalt in Kamerun, die für Kinderaugen nicht geeignet sind. Das Musik-Video ist eine Botschaft verzweifelter Hoffnung angesichts soviel sinnloser Gewalt.
Alleine in den beiden Monaten Juni und Juli 2018 starben durch die Gewalt der kamerunischen Armee mindestens 77 unbeteiligte Zivilisten im anglophonen Kamerun. Eine kleine aber mutige Gruppe von Menschenrechtlern in Kamerun hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Morde mit Namen der Opfer zu dokumentieren, so dass die Kriegsverbrecher eines Tages in Den Haag zur Verantwortung gezogen werden können. Die dazugehörigen Bilder der entstellten Opfer können hier nicht veröffentlicht werden, sie sind auf Nachfrage zugänglich. Richten Sie bei berechtigtem Interesse Ihre Anfrage an Stahl@ems-online.org
Gestern Abend bei einem sommerlichen Grillfest in einem wunderschönen Pfarrgarten in Sontheim an der Brenz. Hochrangige Gäste aus Bali Nyonga sind da und erzählen von der aktuellen Situation in Kamerun. Die beinahe romantische Atmosphäre steht in krassem Gegensatz zu der Wirklichkeit in Kamerun, von der die beiden berichten.
Die Frau wurde vor einigen Tagen in ihrem Jeep, den ihr Mann steuerte, von einer Kugel in den Oberschenkel getroffen. Sie sagt: „Ich habe nicht gesehen, wer geschossen hat. Ich habe den Schmerz gespürt und dann das Blut gesehen. Mir wurde schlecht. Mein Mann ist raus und hat geschrien. Ich habe ein Stück Stoff abgerissen und mir den Oberschenkel abgebunden. Ich hatte solche Angst, dass ich verblute. Die Schüsse kamen wie aus dem Nichts, ohne Vorwarnung. Ich sah dann zwei junge Militärs am Straßenrand. Ich habe sie angeschrien: ‚Was macht ihr da? Warum schießt ihr? Schaut her, ich bin verwundet. Ich bin eine Frau! Wie könnt Ihr es wagen, auf Eure Mutter zu schießen? Warum schießt ihr auf Eure Mutter?‘
Ich weiß nicht, ob sie es waren, die geschossen haben. Sie schauten jedenfalls betroffen. Ich hoffe, sie denken nächstes Mal nach, bevor sie abdrücken. Es waren blutjunge Soldaten. Bei den Amba Boys sind Teenager unter Waffen, das muss man sich vorstellen. Wir Mütter weinen um unsere Jungs beim Militär und wir Mütter weinen um unsere Jungs bei den Amba Boys. Es müssten mehr Mütter und Väter aufstehen und gegen das Schießen sprechen. Gewalt ist keine Lösung!“
Der Ehemann ist Schulleiter. Er berichtet, dass zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler das letzte Schuljahr absolviert haben. Für ihn ist das ein Erfolg. Andere Schulen mussten schließen. Dort ist es den Amba-Boys gelungen, viele Eltern in Angst zu versetzen und sie davon abzuhalten, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Das hält er für keine gute Strategie. Er sagt: „Viele Ambazonier leben im Ausland. Sie stacheln die bewaffneten Freiheitskämpfer in Kamerun auf, die setzen Eltern unter Druck. Sie sorgen für Feuerüberfälle auf Schulen und verbreiten Angst und Schrecken. Ihre eigenen Kinder gehen in den USA, in Brüssel, Helsinki oder Stuttgart zur Schule. Viele Kinder hier im Anglophonen Kamerun haben seit zwei Jahren keine Schule mehr von innen gesehen. Die jungen Burschen gehen in die Wälder, weil sie keine Jobs finden und Krieg interessant finden. Sie werden bewaffnet und kämpfen gegen das Militär. Es wäre besser, wenn sie zur Schule gehen. Das sage ich nicht, weil ich Lehrer bin. Unser Volk hat keine Zukunft, wenn die Schulen geschlossen sind.
Wir haben unseren Schülerinnen und Schülern das Handy verboten. Sie bekommen auf das Handy schlimme Nachrichten und kommen auf schlechte Gedanken. Handys sind an unserer Schule tabu, damit sich die Schüler auf das Lernen konzentrieren. In diesem Schuljahr haben ohne Ausnahme alle Absolventen ihr Examen bestanden. Das ist ein riesiger Erfolg. Das macht mich stolz.“
Unsere Partner in Kamerun nutzen Facebook für Friedensbotschaften. Und wir? Wir können das auch. Jede und jeder kann es: Sag jedem, der Waffen trägt, er soll sie ablegen. Sprich über den Wert und die Unantastbarkeit des Lebens. Von Gott geschaffen und für gut befunden! Wirf es nicht weg!
Vor über einem Monat gab es eine Schießerei in Tombel, überall waren Schüsse, Schüsse… Meine Enkel waren gerade bei mir in den Ferien. Ich musste gemeinsam mit ihnen fliehen. Wir rannten um unser Leben, rannten, rannten… Ich weiß nicht, wer geschossen hat, es interessiert mich nicht, wer geschossen hat, wir rannten einfach um unser Leben.
Ich bin jetzt in Cola auf der Frankophonen Seite von Bakossi, im Haus meiner Tochter. Erinnerst Du Dich an meine Tochter? Sie ist hier verheiratet, hat selbst eine Tochter, sie trägt den Namen Deiner Frau. Meine ganze Familie ist hier untergekommen. Wir sind 23 Menschen in einem Haus, kannst Du Dir das vorstellen? Ich schlafe auf dem Fußboden.
Wir haben buchstäblich nichts. Ein Deutscher, mit dem ich seit den 1990er Jahren bekannt bin, hat etwas Geld geschickt. Ich habe davon Reis gekauft für die Familie. Wir leben jetzt von Reis, kannst Du Dir das vorstellen? Die Gemeinde gibt uns etwas Fufu. Wir konnten nichts retten. Ich schlafe auf dem Fußboden. Continue reading „Flucht aus Tombel – ein Augenzeuge berichtet“
Nach bestätigten Berichten wurden in Pete, einem Dorf bei Kumba, 9 Menschen getötet, abgeschlachtet wie Tiere. Es ist unklar, wer die Täter sind. Zeugen sprechen von Militär. Andere trauen es den Amba-Boys zu. Eine unabhängige Untersuchung wird es wohl nie geben. Die Lage in SouthWest ist außer Kontrolle. Uns liegt ein Videofilm vor mit so abscheulichen Bildern, dass man nur einen Bildschirmausdruck zeigen kann.
„Senseless slaughter of the underprivileged“ – so der Originalton aus Kamerun, ja so muss man es wohl nennen.
Die Jugendgruppenleiterin (Christian Youth Fellowship der Presbyterian Church in Cameroon, CYF) eines der 9 Opfer schreibt:
„Mein Herz ist gebrochen, ein Mitglied unserer Jugendgruppe wurde umgebracht zusammen mit 8 weiteren Familienmitgliedern in seinem Haus. Der einzige, der überlebt hat, ist sein Vater, der zu der Zeit auf seiner Farm (Gemüsegarten, liegt oft außerhalb des Ortes) war. Princewil, der getötete Junge, war noch ein Kind, das ich habe aufwachsen sehen. Ich habe ihn von der Sunday School zu den Young Presbyteriens (YP) begleitet und habe ihn auch zur CYF gebracht. Ein junges, sehr aktives und vielversprechendes Mitglied unserer Jugendgruppe. Mein Gott, warum?“
Frieden, Gewaltlosigkeit, Dialog. Unsere Partner und Freunde in Kamerun setzen sich dafür ein. Machen Sie mit? Unterstützen Sie die Nothilfe Kamerun durch Gebet und Ihre Spende.
Das Morden im Anglophonen Kamerun geht unvermindert weiter. Dabei ist den Bildern nicht anzusehen, ob die Untaten vom kamerunischen Militär oder von den sogenannten Amba Boys, also den Unabhängikeitskämpfern begangen wurden. In unbestätigten Berichten heißt es, kamerunische Soldataten hätten in der Kleinstadt Mbonge in Südwest Kamerun Häuser angezündet. Dabei wurden viele Zivilisten getötet und verletzt. Selbst das kleine Kreiskrankenhaus von Mbonge wurde nicht verschont. Bilder zeigen verbrannte Leichen in den Trümmern des Spitals, vermutlich haben es kranke Patienten nicht mehr rechtzeitig geschafft, das brennende Krankenhaus zu verlassen. Von der kamerunischen Regierung wird die Stereotype verbreitet, Unabhängigkeitskämpfer würden in Militäruniformen schlüpfen und solche Untaten begehen. Eine unabhängige Untersuchung wäre unerlässlich, doch die Regierung betrachtet den Bürgerkrieg in Kamerun noch immer als internen Konflikt und wünscht keine Einmischung.
Mbonge Hospital Burnt, Patients Burnt Alive
The genocide in Ambazonia continues unabated. Today the 02.08.18 the Cameroun military attacked the small town of Mbonge in Southern Cameroons burning houses, killing and injuring many Civilians. Even the small district hospital of Mbonge was not spared. As can be seen from the picture, some sicked patient who could not escaped the attack were burnt alive in their sick beds.
There’s a question mark to this. Doubt whether is the military or the ambas.
Zu diesem dringlichen NOTHILFE-Projekt schreibt der Leiter der Internationalen Beziehungen von Mission 21 in Basel, Jochen Kirsch:
Nach intensiven Vorbereitungen starten wir nun ein umfassendes ökumenisches humanitäres Hilfsprogramm zur Unterstützung der notleidenden Bevölkerung im anglophonen Kamerun. Die Kirchen nehmen in diesem Konflikt eine zentrale Rolle ein: Sie sind für beide Konfliktparteien eine wichtige und unüberhörbare Stimme in der Anwaltschaft für die Wahrung der Menschenrechte und als Mahner für die Wiederherstellung einer Gesellschaftsordnung in Kamerun, die geprägt ist von der Suche nach Frieden in Gerechtigkeit. Sie sind daher wichtige und allseits anerkannte Mittler zwischen den Konfliktparteien.
Neben diesem anwaltschaftlichen Eintreten für die notleidende Bevölkerung haben einige Mainline-Kirchen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene kurzfristig konkrete humanitäre Einzelaktionen gestartet, um die akute Notsituation der Flüchtlinge zu lindern. Diesen fehlt es jedoch noch an Nachhaltigkeit und Professionalität sowie einem gesamthaften ökumenischen Gepräge.
Vor diesem Hintergrund hat Mission 21 nun in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen (UNOCHA), der PCC, der katholischen Kirche, dem Verband baptistischer Kirchen (Cameroon Baptist Convention, CBC) sowie weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen ein ökumenisches Nothilfe und Wiederaufbauprogramm in Kamerun lanciert (Ecumenical Relief and Rehabilitation Programme: ERRP), um der notleidenden Bevölkerung umfassende und nachhaltige Hilfe zu leisten. Damit wird das kirchliche Engagement professionalisiert, Einzelaktionen werden zu einem synergetischen Ganzen ergänzt und koordiniert, und es wird sichergestellt, dass Hilfe jenseits konfessioneller oder religiöser Zugehörigkeiten nachhaltig dort ankommt, wo und wie sie am meisten gebraucht wird.
Basler Mission – Deutscher Zweig e.V.
Mitglied in der Evangelischen Mission in Solidarität e.V.
Vogelsangstr. 62
70197 Stuttgart
Kamerun Partnerschaftskoordinator
Pfr. Johannes Stahl
Tel.: +49 711 636 7825
Fax: +49 711 636 2005 stahl@ems-online.org
Die Bundesregierung setzt sich für die Sicherung des Krankenhausbetriebs in Manyemen ein und für einen inklusiven Dialog von Regierungsvertretern und gemäßigten der Anglophonen ein. Das schreibt Günter Nooke, Afrika-Beauftragter der Bundesregierung, im Antwortschreiben auf den Stuttgarter Aufruf:
Die PCC hat letzte Woche eine ganze Liturgie für die Situation in der Kamerun und vor allem der Anglophone Teil betroffen ist, zusammengestellt; die Leute waren in den verschiedenen Kirchen, um für den Frieden zu beten, andere beteten in ihren Häusern, denn letzte Woche hatten wir von Montag bis Mittwoch Ghosttown. Wir als Pfarrfrauen beteten im vergangenen Monat täglich um Mitternacht. Ich sagte einem Mitglied in der Gruppe, dass es für mich nicht gut möglich ist um Mitternacht nach dem ersten Schlaf aufzustehen. Wieso soll es um Mitternacht sein? Er, der Mann einer Pfarrerin, erklärte mir, dass das Gebet contra produktiv sei gegenüber den Mächten der Dunkelheit, die um Mitternacht am stärksten sind.
Wir fühlen sehr mit den Flüchtlingen, die vom Militär aus ihren Dörfern vertrieben werden, weg von ihren Feldern, wo das Mais und die Erdnüsse gepflanzt wurden und nun im hohen Gras ersticken. Frauen und Kinder, die Unterschlupf suchen bei Verwandten oder einfach von einer Kirchgemeinde aufgenommen werden. Ob da nicht eine Hungersnot im Anschluss kommen wird? Unsere Verwandten in Bamessing klagen, dass sie noch so viel Mais hätten und das Neue bald geerntet wird. Kein Platz für das Neue! Continue reading „Quelle Bamenda – Live-Bericht“
In Kamerun wird im Herbst ein neuer Präsident gewählt. Trotz des blutigen Konflikts zwischen den englischsprachigen Regionen und der frankophon dominierten Zentralregierung spricht Vieles dafür, dass Präsident Paul Biya nach seinen 36 Amtsjahren wiedergewählt wird. Doch der Unmut in der jungen Bevölkerung wächst.
Durch den „Stuttgarter Aufruf“ wurde der internationale Focus auf bedrohte Nothilfezentren wie das Regenwald-Krankenhaus Manyemen gelenkt. Jetzt konnte es den Betrieb wieder aufnehmen, wenn auch nur eingeschränkt.
Unser internationaler Mitarbeiter Martin Witmer, der bis Januar 2018 in Manyemen als technischer Experte tätig war, schildert im Interview die aktuelle Lage. Er erläutert, wie wichtig es ist, dass das Spital den Betrieb zumindest wieder eingeschränkt aufgenommen hat. Dennoch konstatiert er bürgerkriegsähnliche Zustände in Kamerun:
ich danke Ihnen für Ihre Mail zur Lage in Kamerun. Ich wurde gebeten Ihnen baldmöglichst zu antworten.
Die Bundesregierung beobachtet die kritische Entwicklung der Lage in den anglophonen Regionen Kameruns von Beginn an.
Seit Oktober 2016 gibt es in den beiden anglophonen Regionen Kameruns (South-West und North-West) eine Protestbewegung gegen die Zentralregierung in Jaunde, in deren Verlauf es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Protestierenden und Sicherheitskräften mit Toten und Verletzten gekommen ist. Auslöser waren Demonstrationen und Streiks von Juristen, Schülern und Studenten für eine stärkere Berücksichtigung der traditionellen Eigenheiten der anglophonen Regionen durch die Zentralregierung richteten, u.a. bei Sprache, Kultur und Rechtstradition.
Ein kleiner Teil der Protestbewegung fordert darüber hinaus eine staatliche Unabhängigkeit der beiden anglophonen Regionen. Daneben gibt es auch politische Gruppen, die einen kamerunischen Staat mit föderalen Strukturen fordern, wie er in der von 1961 bis 1972 geltenden Verfassung vorgesehen war. Eine klare Mehrheitsmeinung der Bevölkerung gibt es bisher nicht. Bemühungen der Regierung, im Rahmen einer verstärkten Dezentralisierung eine Lösung zu finden, sind bislang erfolglos geblieben.
Dear family, today in Batibo the military killed my aunt and husband, their first child and wife, and then took away alive my cousin’s little daughter of 5 yrs old. From Rev Asenek Cynthia
Ich sprach heute mit Rev. Mrs Asenek Cynthia am Telefon. Sie berichtete in Tränen aufgelöst, dass diese Nachricht sie gestern erreicht hat. Sie versucht jetzt alles, um ihren Vater in Batibo zu erreichen, aber der betroffene Teil von Batibo (North West Kamerun) sei vom Militär abgeriegelt, niemand dürfe in das Haus, in dem die Toten liegen.