Kamerun und Russland auf dem Weg zu einer militärischen Annäherung?

Von Georges Dougueli, Mathieu Olivier

Joseph Beti Assomo, der für Verteidigung Beauftragte des kamerunischen Präsidenten, traf sich mit seinem russischen Amtskollegen Sergei Shoogou. © MABOUP

Joseph Beti Assomo, der kamerunische Verteidigungsminister, hat in den letzten Tagen Moskau einen diskreten, aber bemerkenswerten Besuch abgestattet, um ein neues Abkommen über die militärische Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu unterzeichnen. Diese symbolische Reise findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem der Kreml sich seit acht Wochen in einer militärischen Offensive in der Ukraine befindet.

Am 12. April unterzeichneten Kamerun und Russland ein neues Abkommen über militärische Zusammenarbeit. Joseph Beti Assomo, der Verteidigungs-Beauftragte des Präsidenten, war am Vortag von Yaounde nach Moskau gereist, wo er mit seinem russischen Amtskollegen Sergei Shoogou zusammentraf. Letzterer, der zum engeren Kreis von Wladimir Putin gehört, paraphierte das 13-seitige Dokument im Namen Russlands.

Obwohl die kamerunische Präsidentschaft den Inhalt dieses Abkommens nicht bekannt gegeben hat, ähnelt es dem Abkommen, das die Russische Föderation im Jahr 2015 unterzeichnet hat. Damals wurde das Abkommen mit Alexander Fomine geschlossen, der für die „militärisch-technische“ Zusammenarbeit mit ausländischen Armeen zuständig ist und derzeit stellvertretender Verteidigungsminister Russlands ist.

In dem Text vereinbaren die beiden Länder einen Meinungs- und Informationsaustausch auf dem Gebiet der internationalen Verteidigungs- und Sicherheitspolitik, der Truppenausbildung, der militärischen Bildung, der Medizin und der Topographie. Die Bedingungen erscheinen vage und erwähnen weder die Krise der anglophonen Separatisten im Nordwesten und Südwesten Kameruns noch den Kampf gegen Boko Haram in der Region im äußersten Norden.

Voriges Jahr unterzeichnete Generaloberst Fomine den neuen Kooperationsrahmen zwischen Russland und Mauretanien. Er steht auch in direktem Kontakt mit seiner zentralafrikanischen Amtskollegin Marie-Noëlle Koyara und arbeitet daran, Nigeria und Russland einander näher zu bringen, im August 2021 hat er in Moskau einen entsprechenden Text unterzeichnet.

Der Armee mangelt es nicht an Mängeln

Das 2015 von Jaunde und Moskau unterzeichnete Abkommen erleichterte die Lieferung von Waffen und militärischer Ausrüstung an die kamerunische Armee, die gegen die Terroristen von Boko Haram kämpft, heute bekannt als Islamischer Staat in Westafrika. In den letzten Jahren hat Moskau Artillerie, Truppentransporte und Luftschutzmaterial zur Verfügung gestellt. „Auch wenn Boko Haram im nördlichen Teil Kameruns geschwächt ist, hat die Armee weiteren Bedarf, vor allem im Nordwesten und Südwesten“, sagt ein ehemaliger Beamter des Verteidigungsministeriums.

Der Besuch von Assomo in Moskau findet jedoch in einem besonderen internationalen Kontext statt. Der Kreml hat gerade eine neue Militäroffensive in der Ostukraine gestartet, wo die russische Armee seit Ende Februar versucht, Gebiete zu erobern.

Ist dieses Abkommen als verdeckte Unterstützung für Putins Ukraine-Politik zu werten? Laut einer Quelle innerhalb der kamerunischen Präsidentschaft ist dies nicht der Fall, da Jaunde lediglich Partnerschaften auf der Grundlage seiner Bedürfnisse auf nationaler Ebene aufbauen möchte.

Anglophone Krise

„Präsident Biden sollte natürlich wissen, dass #Kamerun sich bei allen Abstimmungen über #Russland enthalten hat. Und Geheimdienstinformationen legen nahe, dass der kamerunische Minister in #Moskau ist, um billiges Verteidigungsmaterial zu kaufen, das in #Ambazonien eingesetzt werden soll. Es scheint, dass #Russland diese Geschäfte braucht.“

  • Eric Meh (@EricChe17) April 17, 2022
    Für den Forscher Thierry Vircoulon, Koordinator des Observatoriums für das zentrale und südliche Afrika am französischen Institut für internationale Beziehungen, markiert das Abkommen eine Fortsetzung der militärischen Beziehungen mit dem westafrikanischen Land.

Als Kamerun 2015 das erste Abkommen unterzeichnete, „war das nach der ersten Ukraine-Krise und zu Beginn der russischen Offensive in Afrika“ sowie nach Waffengeschäften mit Russland, so Vircoulon gegenüber RFI. Bei der Abstimmung der UN-Generalversammlung im Februar, die den russischen Rückzug aus der Ukraine forderte, war Kamerun nicht anwesend und enthielt sich bei der zweiten Abstimmung der Stimme.

Wagner-Söldner
Die Vereinbarung kommt jedoch zu einer Zeit, in der die private russische Milizenfirma Wagner für Gräueltaten und Menschenrechtsverletzungen auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere in der Zentralafrikanischen Republik, in Libyen, im Sudan und in Mali, verantwortlich gemacht wird. Wagner, so heißt es, soll auch mit dem jüngsten Massaker im malischen Dorf Moura zu tun haben. Mali hat eine eigene Untersuchung eingeleitet, den Ermittlern der Vereinten Nationen jedoch den Zugang zum Ort des Geschehens verweigert, nachdem Russland den Antrag in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats blockiert hatte. Die EU hat im vergangenen Dezember Sanktionen gegen die Wagner-Gruppe verhängt, weil sie Menschenrechtsverletzungen begangen haben soll und ihre Mitglieder, bei denen es sich meist um ehemalige Militärangehörige handelt, geheime Operationen im Auftrag des Kremls durchgeführt haben sollen.

Ein symbolischer Besuch?

Am 2. März enthielt sich die kamerunische Diplomatie bei der Abstimmung über die von der UN-Vollversammlung angenommene Resolution, in der Moskau aufgefordert wurde, „die Anwendung von Gewalt gegen die Ukraine unverzüglich einzustellen“. Auch am 7. April, als dieselbe Versammlung beschloss, Russland aus dem UN-Menschenrechtsrat auszuschließen, votierte sie mit „nein“. Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine war Sadio Camara, der Verteidigungsminister Malis, der einzige weitere Minister weltweit, der Moskau besucht hat, ohne auf ein Einstellen der Kämpfe in der Ukraine hinzuwirken.

„Der Zeitpunkt dieses Besuchs ist nicht der beste“, sagt ein europäischer Diplomat in Jaunde. In den letzten Monaten haben mehrere Quellen, die Zugang zu internen Dokumenten der russischen Gruppe Wagner hatten, bestätigt, dass Kamerun eines der afrikanischen Ziele der russischen Söldner ist.

Diese von Jewgeni Prigoschin finanzierten Söldner sind sowohl in Mali als auch in Zentralafrika aktiv. Darüber hinaus haben die USA, welche die Sicherheitslage im Nordwesten und Südwesten genau beobachten, ihre Militärhilfe für Jaunde in den letzten Jahren reduziert.

Quelle:

https://www.theafricareport.com/196210/are-cameroon-russia-moving-towards-a-military-rapprochement/

https://en.wikipedia.org/wiki/Cameroon%E2%80%93Russia_relations

https://www.rfi.fr/en/africa/20220422-cameroon-signs-agreement-with-russia-in-further-boost-to-military-ties-wagner-ukraine