Sylvie Njobati ist ein Organisationstalent, Künstlerin und Frauenrechtlerin. Die junge Frau aus Bamenda war im September im Humbold Forum in Berlin. Eines der bekanntesten deutschen Museen präsentiert Holzfiguren und Masken aus Kamerun, ebenso wie Elfenbeinobjekte und traditionelle Kleidung aus Namibia. Viele Objekte verließen den afrikanischen Kontinent als Folge kolonialer Herrschaft. In der Präsentation werden daher drängende Fragen aufgeworfen: nach den Gesellschaften, aus denen die Objekte stammen, nach ihren Sammlungsbedingungen, nach der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kolonialismus und dessen Auswirkungen bis in die Gegenwart.
Sylvie Vernyuy Njobati wurde 1991 in einem Dorf in Banso geboren, einem „Stammesgebiet“ im Bamenda-Hochland von Nordwestkamerun. Sie gehört zum Volk der Nso, die bis heute versuchen, an ihren alten – vorkolonialen – Traditionen festzuhalten. Njobati wuchs bei ihren eher christlich orientierten Großeltern auf. 2012 zog sie zum Studium in die Hauptstadt Yaoundé. Dort bekam sie den seit Jahrzehnten in Kamerun schwelenden Konflikt zwischen der frankophonen Mehrheitsgesellschaft und dem englischsprachigen Nordwesten zu spüren. Der Konflikt ist seither zum offenen Bürgerkrieg eskaliert, anglophone Separatisten kämpfen seit Jahren für einen eigenen Staat. 2016 gründete Njobati in Bamenda, der Hauptstadt der Nordwestregion, das Kulturzentrum Sysy House of Fame. Eines der dort initiierten Kulturprojekte heißt „Colonial Dialogue & Reconciliation“, das vom Goethe Institut gefördert und in dessen Rahmen #bringbackNgonnso als Social-Media-Kampagne ins Leben gerufen wurde.
Ngonnso, die von EthnologInnen als „Schalenträgerfigur“ bezeichnete Figur, kam 1903 nach Berlin als „Schenkung“ des preußischen Offiziers Kurt von Pavel. Er war Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe und Leiter diverser „Strafexpeditionen“ in Kamerun, mit denen die Deutschen den antikolonialen Widerstand ersticken wollten. Dabei kam er im Januar 1902 auch in die Region Banso und deren Hauptort Banko. Vermutlich ist Ngonnso dort in seine Hände gefallen, wie genau, ist bislang unbekannt.