Überfall auf PCC Gottesdienst in Bali/Kamerun

Bei einem Überfall auf einen Gottesdienst im Heidenheimer Partnerbezirk Bali wurde eine Frau erschossen, viele wurden verletzt, darunter auch Dekan Montoh.

Gläubige transportieren den angeschossenen Dekan per Rollwagen in eine Klinik. Krankenwagen dürfen im Bürgerkriegsland Kamerun acht Wochen lang nicht fahren. (c) PCC

Schockierende Nachrichten und Bilder erreichen die Direktpartner im Kirchenbezirk Heidenheim (Ev Landeskirche in Würtemberg) aus Kamerun und Bali, ihrem Partnerbezirk.

Nachdem seit drei Wochen ein totaler Lockdown verhängt wurde verschärft sich der „Konflikt“ immer mehr.  Wir kommen nicht umhin festzustellen, es herrscht Bürgerkrieg mit deutlichen Zügen eines Genozids. Keine Autos oder Motorräder durften fahren, was u.a. zu ernsten Versorgungsengpässen führt. Doch nicht nur das, auch Krankentransporte sind verboten – Hilfe kommt deshalb bei vielen im Bürgerkrieg verletzten Menschen zu spät. Motorisierte Fahrzeuge werden einfach beschossen. Dies empfinden wir als zutiefst menschenverachtend. Schießereien, Häuser die willkürlich geplündert und abgefackelt werden, sind an der Tagesordnung.

Letzte Woche schrieb Dekan Montoh: „Seit zwei Tagen ist Bali unter heftigem militärischem Beschuss. Die Menschen lassen alles zurück und rennen um ihr Leben. Auch das Pastorat ist voll mit geflüchteten Mensche…“ und einige Tage später: „Ich war heute auf dem Weg zu einer Gemeinde. Hunderte von Geschossen von den heftigen Schusswechseln übersäten unseren Weg… Ein größeres Geschoß zerschmetterte den massiven Metallpfosten zu unserem Kirchengrundstück.“

Gestern nun erreichten uns schockierende Bilder und Nachrichten von einem Überfall auf die Kirche, während Gottesdienst gefeiert wurde.  Mrs. Grace Titalabit wurde erschossen. Viele Gottesdienstbesucher wurden verwundet, einige davon schwer. Unter ihnen auch der verantwortliche Geistliche für den Kirchenbezirk Bali, Dekan Montoh. Auf einem Tisch mit Rollen wurde er über holprige Lehmstraßen ins Krankenhaus geschoben, wo er operiert werden konnte – Krankenwagen dürfen ja nicht fahren. Gott sei Dank, ist er inzwischen außer Lebensgefahr.

Seit nunmehr über vier Jahren eskaliert der Konflikt zwischen dem französisch sprechenden Teil Kameruns und dem englisch sprechenden Teil Kameruns immer mehr. Seit vier Jahren sind die Schulen geschlossen und schraubt sich die Spirale der Gewalt, die inzwischen einem Genozid gleicht, immer höher.

Die UN berichten von mindestens 3.000 Toten und fast 700.000 Binnenflüchtlingen und fast 60.000 ins Nachbarland Nigeria geflohenen Kamerunern. Der im Moment blutigste Konflikt in Kamerun, der aber weltweit praktisch keine Beachtung findet. Auch Frankreich, Deutschland oder England – als ehemalige Kolonialmächte – machen ihren Einfluss nicht geltend und scheinen den Genozid – wie die restliche Weltgemeinschaft – zu ignorieren.

                                                                                                  23.08.2021 Pfr. Rolf Bareis, Kirchenbezirk Heidenheim