Wege aus der Krise

Nachricht am Donnerstag 10. Juni 2021 aus Bui (NW Kamerun): „A corpse is presently at the Tobin round about, a taxi driver on his way to BBH kumbo was removed from his car and shot. Four persons were shot at Yer a place just close to Kumbo town and all dead. So many are injured by bullets this morning one of the injured died at BBH.“
Heute liegt ein Leichnam am Kreisverkehr Tobin: ein Taxifahrer auf dem Weg zum Bui Baptist Hospital in Kumbo wurde aus seinem Auto gezerrt und erschossen. In Yer, in der Nähe von Kumbo, wurden vier Personen getötet. Viele Menschen wurden durch Kugeln verletzt, eine Person ist heute morgen im BBH ihren Verletzungen erlegen.

Auch dieses Mal folgt von der Regierung keine ordentliche und rechtsstaatliche Untersuchung, sondern lediglich ein offizielles Dementi, solche Berichte seien Hoax und man solle keine Gerüchte streuen. Ja es gibt Falschmeldungen und es werden, um der Gegenseite zu schaden, Gerüchte in die Welt gesetzt. Die Informationen von gestern aber sind keine Gerüchte, sondern ernstzunehmende Berichte von Augenzeugen.

Ein Bürgerkrieg um Zugänge zu einem besseren Leben. Sogenannte Amba-Gruppen, die Sprengstoff- und andere Anschläge auf Regierungstruppen verüben und wahllos Menschen gegen Lösegeld entführen. Eine Regierung, die durch Nichtstun glänzt und gleichzeitig in aggressiven Handlungen ihres Militärs der Zivilbevölkerung unmenschliche Opfer abverlangt. Der fortwährende Kampf gegen Gelbfieber und Malaria, kaum Jobmöglichkeiten selbst für Universitätsabsolventen, Umweltzerstörung und Ausbeutung durch postkoloniale Handelsverträge mit Europa und China. Als wäre das nicht schon genug, ein unsichtbarer Virus, der viele schwächt und sterben lässt.

Aus diesem Teufelskreis muss es einen Ausweg geben. Zwar steht es keinem ausländischen Beobachter zu, den rivalisierenden Gruppen in Kamerun den x-ten Friedensplan aufzudrängen. Dennoch gibt es nach übereinstimmenden Aussagen verlässliche Wegweiser, die den dringend notwendigen Schritten aus der Krise eine Richtung geben:

  1. Alle Kampfhandlungen müssen sofort und ohne Ausnahme eingestellt werden. Dies betrifft sowohl die Sprengstoffanschläge, Entführungen und Angriffe durch die Ambas, als auch die aggressiven Militärkontrollen, gezielte Angriffe und Vergeltungsaktionen der Regierung. Denn beides – unabhängig von einer Möglichkeit oder Unmöglichkeit der politischen Legitimation – erfordert eine niemals legitimierbare Zahl ziviler Opfer.
  2. Ambas und Regierung müssen ohne Vorbehalte wieder miteinander sprechen – zunächst über einen modus vivendi, der es beiden Seiten möglich macht, ohne Angst zu (über)leben – und anschließend über eine dauerhafte Friedenslösung. Die Bedrohung der englisch sprachigen Minderheit durch staatliche Verordnungen, militärische Willkür und Polizeigewalt ebenso wie fortdauernde Überfälle und Entführungen dürfen solche Gespräche nicht verunmöglichen.
  3. Beide Seiten müssen bereit sein, ihre jeweils eigenen Reihen mit schmerzhaften Einsichten zu konfrontieren. So müssen die Amba-Führer im Land und in der Diaspora offen aussprechen, dass auch eine dauerhafte Friedenslösung nie zu einer vollständigen Unabhängigkeit der beiden Regionen Southwest und Northwest führen wird. Umgekehrt muss die Zentralregierung einschließlich der Regionalverantwortlichen den Kräften des Militärs, BIR und Polizei eine klare Grenze setzen. Respekt vor dem Leben und dem Eigentum der Bürgerinnen und Bürger gehört zu den Werten, ohne die sich keine Regierung dieser Welt auf Dauer im Amt halten kann. Das muss dauerhaft garantiert werden. Gewalt, egal von welcher Seite sie ausgeht, muss zu rechtsstaatlichen Untersuchungen und ggf. Strafen führen. Ziel muss es sein, dass die Bevölkerung wieder in Sicherheit leben kann und ihre grundlegenden Rechte durch die Regierung garantiert werden.