Von Zeit zu Zeit melden sich zuverlässige Quellen aus Kamerun mit kurzen prägnanten Beobachtungen zur aktuellen Lage. Heute ist es wieder so weit, wir geben diese Informationen ungekürzt weiter. Im Anhang eine Sammlung aktueller Artikel verschiedener internationaler Agenturen in englischer Sprache.
- Es gibt seit Wochen unendlich viele Ernennungen durch den Präsidenten von Posten auf allen Ebenen, alles was man sich denken kann, in Staatsunternehmen, Gerichten, politischen Strukturen, etc. Dies wird zum Teil interpretiert, dass die „richtigen“ Leute hingesetzt werden, wenn es zu einer Änderung an der Spitze kommen sollte.
- Zu diesen Gerüchten, dass selbst der zukünftige Präsident intern (aus-)gewählt wird, gab es ein Interview auf RFI, in dem sich Professor Jacque Fame Ndongo, Communication Secretary der RDPC, gegen diese Gerüchte wehrt.
- In Yaounde ist es in den letzten zwei Wochen zu 3 Bombenexplosionen gekommen, von selbst gebastelten Bomben, ohne Tote, aber ein paar Verletzte – das bringt Panik beim Regime und entsprechende Repressionen, die vor allem gegen die anglophone Bevölkerung gerichtet sind.
- Ein grosses Thema seit Wochen ist der von vielen nationalen und internationalen Kräften geforderte Waffenstillstand in der anglophonen Zone, wozu sich die Regierung bis jetzt stur taub gestellt hat. Nun kam es wohl zu einem ersten Treffen der inhaftierten Führer Ambazonia’s und der Regierung. Das zeigt, dass der Druck auf de Regierung sehr gross ist. Schon am übernächsten Tag wurde das Treffen von der Regierung dementiert, aber es gibt deutliche Hinweise, dass es tatsächlich stattgefunden hat.
- In diesem Zusammenhang fällt die Mission der Kommission des Presidential Plan for the Reconstruction and Development (PPRD).
- Zu diesen beiden Punkten, Waffenstillstand und Wiederaufbau finden sich im pdf-Dokument eine Reihe von Artikeln in englischer Sprache, die den Ansatz und Meinung der Regierung zeigt und die Kritik an dieser ganzen Geschichte. Zuletzt sagte der Leiter dieser Kommission, dass kein einziger Anglophoner – Zivil oder Amba – im Busch leben würde, alle wären zu Hause… nur eine der vielen Provokationen von beiden Seiten.
- Der Besuch dieser Wiederaufbau-Kommission im NW und SW wurde von den Unabhängigkeitsgruppen mit ausgedehnten Lockdowns (Ausgangssperren) belegt.
- Auch versuchte die Regierung, in der anglophonen Zone diverse Staatsposten einzusetzen, (DO, SDO, etc.), was aber immer von den Unabhängigkeitsgruppen attackiert wurde, so dass die neu eingesetzten Verantwortlichen aus der Region fliehen (mussten).
- Auf der anderen Seite gibt es lokale Bemühungen, die Situation zu beruhigen und die Forderung, dass die Unabhängigkeitsgruppen ihre Aktionen so wählen, dass sie weniger die lokale Bevölkerung trifft, wie dies die Lockdowns tun. Dies war u.a. eine Initiative der Frauen, welche aber ganz scharf von den Unabhängigkeitsgruppen angegriffen wurden, was wieder Empörung in der Zivilgesellschaft ausgelöst hat.
- Einer der grossen traditionellen Chefs in Kumba hat einen ökumenischen Gottesdienst veranstaltet in Vorbereitung auf das Kommen der Kommission.
- Ein taktischer Schritt, um die Diaspora zu befrieden, ist der wohl relativ spruchreife Gesetzesentwurf zur Anerkennung der doppelten Staatsbürgerschaft…
- Es heißt, dass es zu Zahlungen von Staatssubventionen für die Lehrerinnen und Lehrer kommen soll – auch, um die sozialen Spannungen etwas zu reduzieren.
- Die Übergriffe in der anglophonen Zone durch Armee und damit die bewaffneten Zusammenstösse mit den Unabhängigkeitsgruppen gehen täglich weiter, die Repression gegen Journalisten erhöht sich.
- Der Fall Wazizi wird nicht aufgeklärt – vor 10 Monaten in Militärhaft verstorben, wurde sein Tod erst vor wenigen Wochen nach anhaltendem Druck bekannt gegeben, der Leichnam ist bis jetzt nicht herausgegeben worden, die Todesumstände nicht geklärt…
- Verschiedene jüngere Oppositionsgruppen/ -parteien versuchen ihrerseits, die Bevölkerung aufzurütteln, aber bisher mit kaum spürbarem Erfolg. Die alten „Oppositions“-Parteien, vor allem SDF, sind inzwischen so angepasst, dass sie nichts mehr bewirken. Die Kirchen sind im großen und ganzen relativ unpolitisch …wenn man dies mit anderen Ländern vergleicht wie im Kongo, wo beispielsweise die Katholische Kirche sich klar positioniert.