Wieder viele Tote durch Gewalt im Anglophonen

Bali (Northwest) kommt nicht zur Ruhe. Laut einer militärischen Erklärung vom Mittwoch, 17. Juni wurden in den letzten Tagen mindestens 24 mutmaßliche separatistische Kämpfer bei einer Reihe von Sicherheitsoperationen in der anglophonen Nordwestregion Kameruns getötet. Die bedeutendsten Zusammenstöße sollen in den Städten Bali, Batibo und Widikum ausgebrochen sein, als Soldaten Straßensperren beseitigten, die angeblich von Separatisten auf Strecken ins benachbarte Nigeria errichtet worden waren. Mindestens 13 mutmaßliche Separatistenkämpfer sollen bei der Operation getötet worden sein, wobei eine Reihe von Waffen beschlagnahmt und mehrere mutmaßliche Rebellenlager zerstört wurden. Obwohl kein Datum für die Operationen angegeben wurde, wird angenommen, dass sie einem Überfall auf die Stadt Mbokam in der Region Bui am Freitag, dem 12. Juni, gefolgt sind, bei dem 11 Menschen getötet wurden. Auch aus den südwestlichen Gebieten zwischen Kumba, Tombel und Buea wird regelmäßig von Toten berichtet.

Zwei unabhängige Quellen in Kamerun beschreiben die aktuelle Lage so:

  • Die Bemühungen der Regierung Biya um Verständigung und Ausgleich seien eher kosmetischer Natur. Unabhängigkeitskämpfer, Miltärangehörige und gewaltbereite Diebe bildeten eine aggressive Gemengelage:  Gewalt sei Teil eines unbarmherzigen Überlebenskampfes geworden und der Besitz einer Waffe mittlerweile eine Einkommensquelle. Wo Viele massiv um das Überleben kämpfen, rückten Ideologien und Utopien in den Hintergrund – es sei eine eigene Konfliktdynamik, die immer mehr den Charakter eines Bürgerkrieges entwickle.
  • COVD-19 wirke in Kamerun wie ein Negativ-Verstärker: vorhandene Ungerechtigkeiten,  Konflikte und bereits vorhandene Unsicherheiten würden noch einmal verstärkt. Zu COVID-19 gebe es viele Gerüchte (z.B. Ansteckungen könnten nur nachts passieren), die verunsichern und die Bekämpfung des Virus erschwerten. Dies wirkt sich aus in zunehmender existentieller Not. Immer größere Teile der Bevölkerung wüssten nicht mehr, wie sie am nächsten Tag ihre Familie ernähren sollen.