Erneut Militärinvasion im Krankenhaus Shisong

Missionszentrale der Franziskaner e.V., Albertus-Magnus-Str. 39, 53177 Bonn

Offener Brief an die Deutsche Botschaft in Jaounde
S.E. Dr. Corinna Fricke
Nouvelle Route Bastos
Jaunde

Bonn, 18. November 2021
Militärische Invasion im St. Elisabeth Krankenhaus, Shisong

Eure Exzellenz, sehr geehrte Frau Botschafterin,
wir wurden von unseren Projektpartnern, den Tertiary Sisters of St Francis, Shisong, Kumbo in der Nordwest-Region Kameruns, darüber informiert, dass das von uns unterstützte St. Elisabeth Hospital in Shisong am 14. November 2021 von den Streitkräften der Regierung gewaltsam angegriffen wurde. Dem Bericht zufolge drangen bewaffnete Soldaten in das Krankenhaus ein, durchsuchten die verschiedenen Stationen, einschließlich der Kinder- und Entbindungsstation, bedrohten die Krankenschwestern und Ordensschwestern und griffen das Sicherheitspersonal des Krankenhauses gewaltsam an. Wir, die Missionszentrale der Franziskaner e.V., unterstützen seit vielen Jahren soziale Projekte in Kamerun und möchten einen Beitrag zum Wohlergehen der Bevölkerung des Landes leisten. Seit 2006 unterstützen wir das St. Elisabeth Hospital, das von den Tertiary Sisters of St. Francis (TSSF) betrieben wird.


In letzter Zeit häufen sich die Berichte von Projektpartnern in Kamerun über gewalttätige Übergriffe von Regierungsstreitkräften sowie von „Separatistenkämpfern“, insbesondere in den Gesundheits- und Bildungseinrichtungen.


Am Montag, den 15. November 2021, erhielten wir einen Bericht von der Leiterin des St. Elisabeth Krankenhauses in Shisong, Dr. Anshoma Helen Mbuoh. Sie informierte uns verzweifelt über einen unangekündigten und gewaltsamen Angriff auf ihr Krankenhaus am 14. November 2021. Dem Bericht zufolge fuhren bewaffnete Soldaten gegen 13:30 Uhr Ortszeit mit drei Fahrzeugen vor dem Krankenhaus vor. Sie verlangten Einsicht in die Unterlagen des Krankenhauses und durchsuchten alle Stationen auf der Suche nach Separatisten, die sich angeblich im Krankenhaus versteckt hielten.
Nachdem sie bei der Durchsuchung aller Abteilungen nichts Verdächtiges gefunden hatten, beleidigten und bedrohten sie den Direktor, die Ordensschwestern und das Pflegepersonal. Die Soldaten verhörten das Krankenhauspersonal mit vorgehaltener Waffe, verprügelten es, traten es und sperrten es in eine der Krankenstationen ein. Die beiden Wachmänner erlitten dabei schwere körperliche Verletzungen. Als die Soldaten das Krankenhaus verließen (gegen 15:45 Uhr), drohten sie, dass sie kommen würden. Sie drohten, dass sie am nächsten Tag wiederkommen würden, um das Krankenhaus niederzubrennen und den Schwestern in die Beine zu schießen, wenn sie die Kämpfer der Separatisten nicht fänden.


Wir sind sehr besorgt über diese massiven Gewalttaten gegen das medizinische Personal, die Ordensschwestern und die angestellten Wächter. Als Vertreterin der deutschen Regierung in Kamerun möchten wir Sie über die Vorfälle informieren und Sie bitten, nach Möglichkeit Ihren Einfluss geltend zu machen, um die Vorfälle aufzuklären und die Täter entsprechend zu belangen.
Wir sind sehr gerne bereit, die wichtige Arbeit der Schwestern in Shisong weiterhin zu unterstützen. Dazu ist es notwendig, dass die Sicherheit in unseren Projekten langfristig gewährleistet ist.
Pax et Bonum
P. Matthias Maier OFM
-Präsident-

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