KEINE SPUR VON NORMALITÄT

Anglophones KAMERUN im März 2021 (Quelle: Denis Hurley Peace Institut / 16.03.2021)

Kämpfe in Bamenda

Am Mittwoch, den 10. März, war die Stadt Bamenda (der Verwaltungssitz der Nordwest-Region Kameruns) Schauplatz schwerer Schießereien. Alle öffentlichen und kommerziellen Aktivitäten waren den ganzen Tag über unterbrochen. Die schweren und ohrenbetäubenden Schüsse begannen um kurz nach 10 Uhr vormittags. Einige Quellen sagen, dass das kamerunische Militär durch die Detonation eines Sprengstoffs zum Einsatz gerufen wurde, der vermutlich durch separatistische Kämpfer an einer Haupteinfahrt nach Bamenda (Bali Park) gelegt worden war, genau an dem Ort, wo das Militär eine Straßensperre für ihre Routinekontrollen von Autos und allen, die die Straße benutzten, errichtet hatte. Eine andere Quelle berichtet, dass einer der Reifen eines Schwerlastwagens, der Treibstoff transportierte, in der Nähe des Kontrollpunktes explodierte und das Militär dies fälschlicherweis e für eine von bewaffneten separatistischen Kämpfern abgeworfene Bombe hielt und mit Schüssen reagierte. Andere Militärs, die in verschiedenen Teilen der Stadt stationiert waren, schlossen sich sofort ihren Kollegen an und feuerten ihre Waffen ab, und die ganze Stadt hallte wieder vom Lärm schwerer Schüsse. Die Schießerei dauerte etwa eineinhalb Stunden. Alle, die aus von den Schüssen verängstigt ihre Häusern verließen wurden gezwungen zurückzugehen und das Militär bestand darauf, dass die Menschen mit den Händen über dem Kopf gehen sollten, um weitere Überraschungen zu vermeiden. Infolgedessen waren die Straßen für den Rest des Tages menschenleer. Quellen berichten, dass 2 Militärangehörige getötet und andere in der Folge der Schüsse verwundet wurden. Am nächsten Tag kehrte wieder gespannte Ruhe in den Straßen Bamendas ein, gerade so als wäre nichts gewesen.

Fulani-Bewaffnete setzen die Spirale der Gewalt fort

Ein Mann namens Fai Fondze wurde am Mittwoch, den 10. März gegen 16 Uhr im Dorf Ngarbuh auf seiner Farm brutal niedergeschossen. Die Dorfbewohner sagten aus, der Mann sei von bewaffneten Fulani getötet worden, die seit einiger Zeit die Krise ausnutzen, um in Ngarbuh und den umliegenden Dörfern unsägliches Unheil anzurichten. Berichten zufolge begab sich das Militär in der Nacht zum Mittwoch in das Gebiet, in dem der Mann getötet wurde, und gab zahlreiche Schüsse ab.

Wie in Nigeria sind Fulani-Viehhirten seit Jahrzehnten vom Norden her in das Land eingedrungen und haben die Anwohner vertrieben, angeblich auf der Suche nach Weideland. Anfänglich trugen sie Macheten, inzwischen aber immer mehr Gewehre. Augenzeugen berichten immer wieder, dass die Fulani die Militärkommandanten der lokalen Regierung grüßen, wenn sie ein Gebiet betreten, und dass sie Land besetzen und Anwohner töten, ohne dass Sicherheitskräfte der Regierung eingreifen. Die Behörden haben den Anwohnern verboten, Waffen zu tragen, während es den Fulani erlaubt ist, was die Anwohner in eine prekäre Situation bringt. Es gibt weit verbreitete Spekulationen, dass die Sicherheitskräfte der Regierung mit den Fulani kollaborieren, um als „Dritte Kraft“ zu agieren. Im Jahr 2019 kursierten Videos von Regierungssoldaten in den sozialen Medien, die zeigten, wie Fulani den Palast des lokalen Häuptlings in Wum (Distrikt Menchum, Region Nordwest) niederbrannten, nachdem sie den Häuptling und seine Frauen getötet hatten. Soldaten standen am Rande und ermutigten sie.

Kumbo unter Beschuss

Die Stadt Kumbo (der Verwaltungssitz des Bui Distrikts in der Nordwest-Region) war ein weiterer Ort, an dem das kamerunische Militär über zwei Stunden lang Schüsse abfeuerte. Dieser Vorfall ereignete sich am Samstag, den 13. März. Ein Priester, der Zeuge der Schießerei war, sagte: „Die Schießerei in Kumbo heute Morgen ist so intensiv und schwer, dass man denkt, die Boys [die bewaffneten Separatisten] und das kamerunische Militär wollen ihre Arsenale leeren. Bitte schließen Sie die Pastoren und die Menschen in Kumbo in Ihre Gebete ein“.  Als Antwort auf die Behauptungen der Regierung, dass das Leben in Kumbo allmählich zur Normalität zurückkehre, sagte derselbe Priester: „Ignorieren Sie die Naivlinge, die ab und zu behaupten, irgendwo hier herrsche Normalität“.