Für Menschenrechte und gegen Rassismus – auch in Deutschland

Liebe Mitglieder und Freunde des Bundesnetzwerks TANG,
wir haben gute Nachrichten für die afrikanische Community. Die Bundesintegrationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz hat unsere Forderung nach einem Kompetenzzentrum und Hilfetelefon für rassistische Angriffe auf Menschen afrikanischer Herkunft übernommen. Die Einrichtung soll wissenschaftlich arbeiten und zugleich ein Hilfetelefon für Betroffene anbieten. Die Integrationsbeauftragte versprach, diesen Vorschlag dem Kabinettsausschuss gegen Rechtsextremismus und Rassismus vorzulegen.Zur Halbzeit der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Abstammung veranstaltete die Bundesregierung am Mittwoch eine Online-Konferenz mit der Bundesintegrationsbeauftragten, dem  Bundesinnenministerium, dem Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend und mehr als 80 Vertretern der afrikanischen Community, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. Diskutiert wurde über die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen afrikanischer Abstammung, Empowerment gegen Alltagsrassismus und Bekämpfung von Rassismus in Deutschland. Etwa eine Million Menschen mit afrikanischen Wurzeln leben in Deutschland. Sie sprechen Deutsch, sie haben einen deutschen Pass, sie bringen sich ein, haben Karriere gemacht, ihre Kinder und Enkel sind in Deutschland geboren, sie gehen hier zur Schule oder studieren. Sie kennen den afrikanischen Kontinent – wenn überhaupt – als Urlaubsziel. Meine Position als Bundesvorsitzende von TANG ist klar: Viele Menschen aus der afrikanischen Community haben das Gefühl, nicht als selbstverständlicher Teil dieser Gesellschaft gesehen zu werden. Sie erleben Abwertung, Ausgrenzung und rassistische Zuschreibungen. Zahlreiche Studien belegen, dass Schwarze Menschen besonders häufig ausgegrenzt oder diskriminiert werden – bei der Arbeit, in der Schule, auf der Straße, im Alltag.
Damit der Kampf gegen Rassismus nicht das Schicksal einer Eintagsfliege ereilt, sondern nachhaltig und erfolgreich geführt wird, muss dieser auf der Straße, in den Medien und in den politischen Gremien geführt werden. Deshalb haben wir einen 14 Punkte umfassenden Forderungskatalog verfasst und eine große Medienkampagne gestartet.  Wir haben einige Schritte getan und können einige Erfolge vorweisen. Können wir zufrieden sein? Nein! Vor uns liegt noch eine gewaltige Wegstrecke, um nachhaltige Strukturen gegen den Alltagsrassismus gegen Schwarze Menschen zu schaffen. Eine Wegstrecke, die wir in unserem 14 Punkte umfassenden Forderungskatalog mit politischen Handlungsempfehlungen für den Kampf gegen den Rassismus aufgezeigt haben.Wir brauchen ein Kompetenzzentrum mit einer mehrsprachigen Hotline für Schwarze Menschen, die von Rassismus betroffen sind. Sie müssen aufgefangen, unterstützt und gestärkt werden. Diese Anlaufstelle soll erste Hilfe und Gespräche für Betroffene anbieten und die Betroffenen an die Beschwerdestellen vor Ort oder an die zentrale Antidiskriminierungsstelle weiterleiten. Die Arbeit der zentralen Anlaufstelle muss standardisiert erfasst, von einem Monitoring begleitet werden und Empowerment-Programme anbieten. Wir begrüßen die Bemühungen der Integrationsbeauftragten für ein Kompetenzzentrum gegen Rassismus. Bei der Erarbeitung des Konzepts müssen die Migrantenorganisationen beteiligt werden.    
Beim Thema Racial Profiling lassen wir nicht locker: Ich habe das Innenministerium gebeten, die Absage zu überdenken und eine Studie zum Racial Profiling in Auftrag zu geben. Denn wir Schwarze Menschen sind von Racial Profiling betroffen. Das darf nicht ignoriert werden.Wir plädieren dafür, dass das Wort „Rasse“ in Artikel 3 des Grundgesetzes gestrichen und durch den Begriff „Hautfarbe“ ersetzt wird. Es gibt keine Rassen. Wir bedanken uns bei der Integrationsbeauftragten für ihre klare Stellungnahme.Wir lehnen die Bezeichnung und Verwendung des N-Worts ab. Wir fordern, dass der Kabinettsausschuss gegen Rechtsextremismus und Rassismus eine entsprechende Bekundung über die Benutzung des N-Worts formuliert und dies vom Deutschen Bundestag verabschiedet wird.Der Kampf gegen Rassismus muss als ständige Pflichtaufgabe angesehen werden. Deshalb brauchen wir in Deutschland eine Integrations- und Antirassismusbeauftragte, die im Bundeskanzleramt angesiedelt ist.    Wir fordern, dass die Strafverfolgungsbehörden politisch motivierte Straftaten gegen Schwarze Menschen in der PMK-Statistik eigens erfassen und dokumentieren. Das Themenfeld Hasskriminalität und Fremdenfeindlichkeit muss um die Kategorie „Rassismus gegen Schwarze Menschen“ ergänzt werden.Wir brauchen mehr Zahlen, Daten, Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse zur Situation von Schwarzen Menschen in Deutschland. Wir fordern deshalb weitere Studien und Forschungsprojekte zur Mehrfachdiskriminierung und zum Thema Racial Profiling von Schwarzen Menschen in Deutschland sowie zum Thema Rassismus an Schulen.Wir wurden von der Bundesregierung gebeten, Anregungen und Vorschläge zur Bekämpfung von Rassismus zu formulieren, die bei der nächsten Sitzung des Kabinettsausschusses für Rechtsextremismus und Rassismus diskutiert werden.Wir freuen uns, wenn Sie Ihren Beitrag dazu leisten. Bitte schreiben Sie uns bis Freitag eine Mail an 
info@tang-ev.de mit ihren Anregungen.
Mit freundlichen Grüßen – und bleiben Sie gesund
Dr. Sylvie Nantcha
Bundesvorsitzende von TANG