Verurteilt: lebenslänglich!

Die Situation in den Provinzen Nordwest und Südwest bleibt angespannt. In den frühen Morgenstunden des 20. August 2019 wurden zehn Verantwortliche der Unabhängigkeitsbewegung, darunter Julius Ayuk Tabe, von einem Militärgericht in Yaoundé zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Regierung Kameruns bleibt unterdessen den Beweis schuldig, dass sie willens und in der Lage ist, der Bevölkerung des englischsprachigen Teils von Kamerun ein Leben in Freiheit und Würde zu ermöglichen. In Bamti (Bui, Nordwest Kamerun) wurden unlängst drei Personen getötet, ein Haus und eine öffentliche Wasserquelle zerstört. Tägliche Schießereien in Bamenda und anderen Städten gehören zum Alltag. Unzählige der 530.000 (Quelle: UNHCR) aus ihren Häusern Vertriebenen vegetieren beinahe schutzlos in notdürftigen Behausungen im Regenwald oder bevölkern die überfüllten Städte im frankophonen Teil des Landes. Kinder tragen die Hauptlast, während der bewaffnete Konflikt weitergeht, mehr als 74 sind laut UNICEF zerstört. Seit nunmehr drei Jahren bleiben die meisten Schulen im Englischsprachigen geschlossen.

Unterdessen arbeiten internationale und nationale Akteure kontinuierlich daran, die rivalisierenden Parteien dieses anhaltenden Bürgerkriegs zum Waffenstillstand und aktiver Teilnahme an Friedensverhandlungen zu bewegen. Am ersten und letzten Mittwoch des Monats tragen die Frauen schwarz auf Initiative der Frauen in Südwest. Für Frieden durch Gerechtigkeit in Kamerun hat das Netzwerk Basler Mission Deutschland & Kooperationen am 23. Juli 2019 in Anwesenheit von zwei Abgeordneten des Deutschen Bundestags fast 7.000 Unterschriften präsentiert. Zur selben Stunde starben in Bafut (Nordwest) Unschuldige durch die anhaltende Gewalt von Militär und Sezessionisten. Der vergessene Konflikt in Kamerun ist auf dem Weg, sich zur Katastrophe auszuwachsen.