Die kamerunische Familie in Deutschland ist dankbar. „Ich bin endlich frei“, stammelt der Schwager voller Freude ins Telefon. Wochenlang hatte seine Familie in Deutschland gehofft, gebittet und gebangt. Gemeinsam mit allen anderen Kolleginnen und Kollegen kam der Priester gestern frei, nachdem ein dramatisches Video in die Öffentlichkeit gelangt war, das die Geiseln von der langen Haft und Entbehrung gezeichnet und teilweise schwer krank zeigte. Weltweit und in Deutschland wurden Partner und Freunde aktiv und ließen die Drähte glühen bis hinauf zur Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung. Die Regierung in Yaoundé, die für ihre eigenen Landsleute zuständig ist und verantwortlich gewesen wäre, die unrechtmäßige Geiselname umgehend zu beenden, blieb untätig – und schwieg. So ist die Freilassung keine wirkliche Befreiung. „Wir wissen nicht, was der nächste Tag bringt. Es ist sehr schwer geworden, im anglophonen Kamerun zu leben. Den einen Tag hören wir die Gewehrsalven des Militärs, am nächsten Tag habe ich den Gewehrlauf eines Freedom Fighters am Kopf. Immer werden wir hin und her geschubst, und wenn sie Geld brauchen, wirst Du entführt und gefoltert. Das ist kein Leben!“ sagen die Partner in den entlegenen Gebieten von Mamfe, Dikome oder Bui. Doch die jetzt Freigelassenen sind dankbar, dass sie wieder vereint sind mit ihrem Orden, ihren KollegInnen und ihren Familien. „Thank God“ – es hätte auch anders ausgehen können. JS